Der Strand von Nungwi mit den traditionellen Dhaus

Der Strand von Nungwi mit den traditionellen Dhaus
Der Strand von Nungwi mit den traditionellen Dhaus

Samstag, 17. Dezember 2011

S.M.Z.

Plakate auf dem Platz zwischen Supermarket und Schule - eine ganz spezielle Kombination...
SMZ: Gross prangen diese Buchstaben ueber dem Schriftzug der Nungwi School. Wahr- scheinlich bedeuten sie “Schul-Ministerium von Zanzibar” – dachten wir jedenfalls am Anfang. Bestaerkt wurde diese Meinung bei unserem Besuch in Stone Town mit Lydia Kilindo, einer hier ansaessigen Deutschen, die mit einem Sansibari verheiratet ist und mit ihm zwei Kinder hat. Dieselben Buchstaben waren auch auf dem Schild des Erziehungs- ministeriums angebracht, das wir miteinander aufsuchten. Aber bald war klar, dass S.M.Z. bei ALLEN staatlichen Einrichtungen zu sehen ist, beispielsweise auch am Praesidenten- palast, dem Spital oder bei verschiedenen Ministerien. 
 




Links bei dem Buero des Nungwi-Oberlehrers ist der Schriftzug SMZ nicht so gut zu sehen, dafuer unten auf der Tafel am neuen Schul- gebauede fuer die oberen Sekundarklassen
Das Raetsel loeste sich fuer uns, als Bettina in der letzten Schulwoch vom Schulleiter tat- saechlich zwei Buecher mit sogenannten Syllabi (Stoffplan) fuer Mathematik und Englisch in der Primarschule erhielt. Da stand naemlich in Grossbuchstaben “THE REVOLUTIONARY GOVERNMENT OF ZANZIBAR”, gekroent von einem Emblem mit Inseln und Meer, Palme und Akazie – und dem Schriftband “Serikali Mapinduzi ya Zanzibar”! Also eine revolutionaere Regierung? Zum Verstaendnis dieses Ausdrucks muss vielleicht ein wenig ausgeholt werden: Nachdem 1961 die Kolonialmacht Grossbritannien Tanganjika (Festlandteil Tansanias) und 1963 Sansibar (dem Archipel) die Unabhaengigkeit zugestand, wurde auf der Insel eine konstitutionelle Monarchie unter dem damaligen Sultan errichtet. Wenige Wochen danach, im Januar 1964, brach dagegen eine Revolution aus, waehrend welcher einige Tausend Sansibaris getoetet wurden. Dem damaligen ersten Praesident Tanganjikas, Julius Nyerere, gelang es, die revolutionaeren Kraefte zu beruhigen, indem er den Politikern Sansibars eine wichtige Rolle in der neu ausgerufenen Vereinigten Rebublik von Tansania einraeumte. Aber offenbar haben sich die Sansibaris auch danach ihren rebellischen Geist bewahrt, was an punktuellen Aufstaenden gegen die Zentralregierung in den folgenden Jahren abzulesen ist.

Wir selber haben den Eindruck, dass das “mainland” mehr oder weniger homogen von Bantus (und eingestreuten Massai-Staemmen) bewohnt wird, die vorgelagerten Inseln aber von einem Vielvoelkergemisch aus den Zeiten des bluehenden Gewuerz- und Sklaven- handels, in welchem als Religion der Islam vorherrscht. Ob das zu einem Sonderstatus von Sansibar beitraegt, ist mir nicht ganz klar, sicher aber hat die Inselwelt eine gewisse Auto- nomie, die offenbar eine vom Festland unterschiedliche Entwicklung zur Folge hat. Uns wurde mindestens gesagt, dass die Schulen (und die Strassen) auf dem Festland in besserem Zustand seien als auf der Insel, und Hoteliers in Nungwi bevorzugen jedenfalls nicht-einheimische Arbeitskraefte, da sie besser ausgebildet und zuverlaessiger seien. Immerhin ist in manchen Laeden, Bueros und staatlichen Institutionen neben dem Bild des aktuellen tansanischen Praesidenten Jakaya Mrisho Kikwete auch ein Konterfei des sansi- barischen Praesidenten Ali Mohamed Shein aufgehaengt (er stammt uebrigens von der Insel Pemba). Und eben: die Stoffplaene sind hier nicht tansanisch, sondern sansibarisch – der Foederalismus laesst gruessen!
Bettina mit ihren Francais-Zusatzschuelern
Zu den genannten Dokumenten noch eine interessante Feststellung: in der Einleitung der 2009 herausgegebenen Schriften ist ausgesagt, dass die Primarschule statt wie vorher 7 neu 6 Jahre umfasst, wobei Englisch ab der ersten Klasse unterrichtet wird und ab Klasse 5 auch manche anderen Faecher in Englisch sein sollen. Das ist natuerlich ausserordentlich wichtig, den in der Sekundarschule sollen alle Faecher in Englisch gefuehrt werden – eine sicher gute Absicht, die aber noch auf ihre Realisation wartet, was Nungwi anbetrifft. Wir sind gespannt, was wir in Fukuchani antreffen, wo wir am Dienstag vor unserer Abreise noch einen Termin mit dem dortigen Schulleiter haben! Kennengelernt haben wir ihn durch unserern Mentor an der Nungwi-Schule, und erstaunlicherweise haben wir ihn in Stone Town angetroffen, als wir von unserer “Kenya-Ferienreise” nach Ende des hiesigen Schuljahres zurueck kamen.

(Es gibt hier keinen blog von unserer letztwoechigen Safari im Maasai Mara Park, da sie mit Sansibar und unserem Einsatz nichts zu tun hat. Die entsprechenden Bilder sind aber auf facebook zu sehen: https://www.facebook.com/media/set/?set=a.2641786456791.127804.1619468519&type=1).      


Sonntag, 4. Dezember 2011

Gedanken zu “unserer” Schule



Stundenplan der 2. Sekundarklasse mi 6 Englisch-Lektionen
Nun haben wir doch noch fast zwei Monate an der Sekundarschule in Nungwi verbracht und dabei manchen Einblick in Zusammenhaenge und Fakten erhalten, von denen wir anfangs keine blasse Ahnung hatten. Die Schuelerinnen und Schueler sind groesstenteils freundlich und anstaendig, wenn auch das Mitmachen im Unterricht nicht gerade hoch im Kurs steht. Groesstes Hindernis ist klar die Fremdsprache Englisch, die fuer alle Faecher obligatorisch ist (ausser natuerlich bei Kiswaheli, Arabisch und Religion).
Kreis-Geometrie im Freien mit dem msungu-teacher

Die Sekundarschule hat 10 Klassenzimmer und ein sogenanntes Laboratorium mit einigen chemischen Stoffen, das letztere mit abschliesbaren Fenstern und Tueren. Die Haelfte der Schulzimmer ist mit Sitz- und Schreibgelegenheiten ausgeruestet, in den uebrigen wird dem Unterricht am Boden sitzend gefolgt. Die Standardausruestung saemtlicher Raeume besteht aus einer breiten Wandtafel, die vom vielen Kreidestaub schon reichlich aufgehellt ist, und jedem Lehrer werden vor Beginn der Lektion zwei schoene neuer weisse Kreiden ausgehaendigt. Eigentlich sieht das Tanzanische Erziehungsministerium Lehrbuecher fuer alle Schueler vor, aber meist teilen sich die Anwesenden in die vorhandenen 10 bis 12 Mathe- oder Biologie-Buecher – und das bei Klassengroessen von 24 (3. Sek, Wissenschafts-Klasse) bis 50 (1. Sek). Aehnlich sieht es bei den Exemplaren frueherer Promotionspruefungen aus: zur Vorbereitung der Kandidatinnen und Kandidaten stehen gerade einmal 1 oder 2 Beispiele zur Verfuegung – und das fuer die beispielsweise rund 100 Schueler der 2. Sekundarklassen…

Wenn Bettina und ich auf der Zementbank im Eingang zum Schulleiter-Buero im Schatten sitzen und beispielsweise Tests korrigieren, dann kommt es hin und wieder vor, dass ein einheimischer Fuehrer mit wohlmeinenden weissen Touristen, offensichtlich meist aus Europa, auftaucht. Diese oeffnen dann ihre Taschen und leeren Pakete mit Bleistiften, Kugelschreibern und Radiergummis, eventuell auch einen Fussball mit zugehoeriger Pumpe auf den Tisch - weil ihnen wahrscheinlich gesagt wurde, die armen Negerlein in Afrika haetten solche Dinge noetig. Lehrer oder Schulleiter nehmen diese Gegenstaende ohne viele Worte und einem resignierten Schulterzucken entgegen, und die Feriengaeste ziehen sich anschliessend wieder zurueck in ihre Hotel-Luxuszimmer oder die Bungalows an der Kueste…

Wie immer und ueberall ist solches “Schenken” auch hier sehr problematisch. Natuerlich sehen wir in Afrika Armut, schlechte Ernaehrung oder Hunger, eine ganz andere Lebenseinstellung und fremde Verhaltensweisen, die uns dazu verleiten, ganz spontan mit einfachen Gaben helfen zu wollen, damit die Menschen bessere (wie wir sie verstehen) Lebensverhaeltnisse realisieren koennen. Dafuer erwarten wir natuerlich auch die Dankbarkeit der Beschenkten und merken nicht, wie wir ihr Selbstwertgefuehl empfindlich verletzen. Meinte doch einer der Lehrer: ”Schreibzeug koennen wir selber fuer wenig Geld kaufen. Was wir brauchen, sind Buecher und Schulmoebel!” 
 
Schul- und Gemeindebilbliothek, neue Buecher...
Und da hat er wirklich recht, obwohl der Mangel an Buechern einen anderen Hintergrund hat als der Mangel an Schulinventar. Auf jeden Fall denken wir, dass vor dem Schenken ein echter Informationsaustausch mit den Beteiligten stattfinde muss, um eben herauszufinden, was wirklich benoetigt wird. Natuerlich wird alles angenommen, was hierher gebracht wird – aber meist verschwindet es in der Versenkung (wir fanden im zB Schulbuero eine Schachtel mit Infusionsbesteck) oder es wird versilbert, wenn es nicht einem echten Beduerfnis entspricht. Wir haben das Gefuehl, dass wir durch unseren Aufenthalt in der Schule ein gewisses Mass an Vertrauen haben etablieren koennen, welches anderen Freiwilligen nach uns den entsprechenden Dialog erleichtern sollte.

Mindestens eine direkte Erfolgsstory soll hier nicht verschwiegen werden. Und da meine ich nicht etwa das Ausmisten und Neueinrichten der Bibliothek, da diese offensichtlich ihr Dasein auch einem Gedanken von "ausserhalb" verdankt – oder Bettinas grossen Einsatz zur Formulierung eines Austauschprojekts mit einer Schule in Wales – oder unsere Aktion zum Einbinden der Schulbuecher. 

Reparaturbeduerftiges Mobiliar findet Hilfe...
...bei den fundi-Lehrern & -Schuelern
Nein, es ist das, was ganz einfach aus unserer Frage entstanden ist, ob die vielen ramponierten Schulbaenke in einem Abstellraum nicht repariert und wieder ge- brauchsfaehig gemacht wer- den koennten. Der Schulleiter meinte zwar, dass es dazu einen “fundi” (siehe Bedeutung in frueheren blogs) brauche, aber der etwas initiativere Lehrer, der fuer uns in der Zwischenzeit zu einem Freund geworden ist, liess es uns mit seiner Hilfe immmerhin versuchen: in der allerletzten Schulwoche (der Unterricht ist nun sowieso am Ausfransen) haben wir in vier Tagen in Gemeinschaftsarbeit und dem Einsatz der Werkzeuge von Malou & Barbara 12 schwere, massive hoelzerne Dreier-Schulbaenke (wir kennen sie noch aus unserer fruehesten Primarschulzeit) wieder hergestellt und eben so viele aus den Schulzimmern repariert! Vielleicht macht ja ein solcher, unmittelbar  sichtbarer Erfolg Schule in der Schule von Nungwi…    
Bettinas persoenlicher Erfolg ist sicher auch ihre Hilfe in Englisch fuer Konversation & Pruefungsvorbereitung  (und sogar Franzoesisch!)




Samstag, 3. Dezember 2011

Einsichten - Aussichten


Herstellung von Schuluniformen
Wenn man von der Endstation des Dalla-Dallas in Nungwi dorfauswaerts geht, passiert man eine Reihe von kleinen Geschaeften. Einige sind Verkaufslaeden mit diversen Angeboten, die anderen aber werden von den schon frueher erwaehnten “fundis” betrieben, eben Fachleuten verschiedenster Gebiete. Bei einem von ihnen habe ich vor einiger Zeit einen geschaelten schlanken Baumstamm gekauft, um dem Tischblatt in unserm Hof neue Beine zu verpassen. Dann gibt es da Spezialisten fuer Schmiedearbeiten (viele Tore zu Grundstuecken sind geschmiedet), fuer Schuhwerk (es gibt da lederne Sandalen, aber auch solche, die aus ausrangierten Toeffreifen hergestellt sind), fuer Kleider (mit hand- bzw fussbetriebener Naehmaschine Marke Butterfly oder gar Singer) oder fuer Moebel. Der Holzfundi in unserer Naehe war so grosszuegig, mir das Holz zur Herstellung eines Wandtafelzirkels fuer den Geometrie-Unterricht kostenlos zu ueberlassen, als ich ihm dessen Verwendungszweck erlaeuterte!  

Frauen bringen Korallenkies zum Betonieren
Schon seit einiger Zeit ist auf dem Grundstueck hinter dem Garten neben unserem Haus eine emsige Taetigkeit zu beobachten. Ein Haus ist in traditioneller Bauweise im Entstehen begriffen. Zuerst wurde der Boden mehr oder weniger planiert, mit Steinen eingeeebnet und die Fundament-Mauern errrichtet. Solche Maeuerchen sieht man uebrigens im und ums Dorf sehr viele, was darauf schliessen laesst, das das Geld nur zum Anfangen und nicht mehr zum Beendigen des geplanten Bauwerks gereicht hat. Aktuell sind nun schon die Mauern aus Betonziegeln hochgezogen, die armierten Eckpfeiler betoniert und die Decke gegossen: zuerst werden Holzstangen gelegt, auf welche die Bretter zu liegen kommen, die nachher mit Steinen belegt und mit Beton ausgegossen werden. Die Qualitaet solcher Decken ist kaum mit unseren Standards zu messen, dringt das Wasser doch bei derjenigen in unserem Haus immer mal wieder durch. Interessant, dass beim Heranschleppen des Korallenkieses auch eine ganze Gruppe von traditionell gekleideten Frauen im Einsatz war (siehe linkes Bild). Wie werden wohl die Bau-fundis nun mit der immensen Menge von unterschiedlichen Staemmen und Stangen das Dach aufrichten und dann decken?
Hier ist die teilweise Antwort auf die oben gestellte Frage!
Dieser kurze Ueberblick vermittelt einen kleinen und sicher nicht vollstaendigen Einblick ueber die beruflichen Taetigkeiten der Einwohner von Nungwi, welche sich wenn nicht als fundis groesstenteils in der Landwirtschaft (Kuehe, Gefluegel, Fruechte, Gemuese) und der Fischerei ihren Lebensunterhalt verdienen. Damit ist auch gesagt, dass Schulabgaenger keine weit gestreuten Aussichten auf einen grossen Verdienst haben, wenn sie nach den grundsaetzlich freiwilligen sieben Primarschuljahren die Schule verlassen. Wie wir aus diversen Unterhaltungen mit Leuten im Dorf und am Strand gelernt haben, ist das bei einem Grossteil der Bevoelkerung der Fall. Immerhin muessen ja die Schueler am Ende des 7. Schuljahres eine Pruefung bestehen, um in die Sekundarschule eintreten zu koennen – und das nur mit einem einzigen Versuch. Wer in der Sek hart arbeitet, kann hier in Nungwi noch 4 weitere Jahre die Schule besuchen, wenn er dann nach der 2. Klasse die Huerde einer weiteren einmaligen Promotionspruefung schafft. Fuer die 5. Und 6. Oberstufe muss der Weg nach Stone Town in Kauf genommen werden, was die Ausbildungskosten fuer die Eltern meist ins Untragbare wachsen laesst. Woher soll auch ein Fischer mit zwei Frauen und einer etwa10-koepfigen Kinderschar das noetige Kleingeld zusammenkriegen?

Bettinas 2. Sek-Klasse im Schulzimmer
“Eine gute Schulung ist die Basis zu einem guten Einkommen und einem angenehmen Leben!” Das wird nicht nur bei uns, sondern auch auf Sansibar so propagiert, wo die Primarschule grundsaetzlich kostenlos ist. Die Eltern muessen “nur” die Schuluniformen und einen Lehrmittelbeitrag entrichten, was aber schon ein (finanzielles) Hindernis fuer viele Eltern ist, ihre Kinder ueberhaupt zur Schule zu schicken. Deshalb setzt sich “Maisha Zanzibar” ja dafuer ein, dass Kinder aus armen Familien (teilweise vater- oder mutterlos bzw Vollwaisen) diese Ausruestung kostenlos erhalten und so die Moeglichkeit zum Schulbesuch erhalten. *
Ob sie es dann schaffen, haengt zum groessten Teil von ihnen selber ab, da meistens die Unterstuetzung durch die Familie, die Nachbarn und eben leider auch durch die Schule fehlt. Diejenigen, die durch die ganze Nungwi-Schule und allenfalls auch diejenige in Stone Town durchkommen und diese Schulungskosten auch aufbringen koennen, haben sicher die Aussicht auf ein besseres Leben als die meisten anderen Dorfbewohner. Die meisten gehen nach 7, 9 oder auch 11 Jahren von der Schule ab und verdienen sich den Lebensunterhalt als beach-Unternehmer (vermitteln Schiffsausfluege, Tauch- und Schnorchelexkursionen, verkaufen Schmuck und andere Souvenirs, verdingen sich als Fuehrer etc) oder eben als Bauern, Fischer oder - fundis (siehe oben!)…  

* Falls der geneigte Leser allenfalls bereit ist, einem Schulkind in Nungwi zu helfen und es mit einem jaehrlichen Beitrag zu unterstuetzen, dann kann er sich auf www.maishazanzinbar.org ueber die entsprechende Moeglichkeit informieren…

Sonntag, 27. November 2011

Bei extrem tiefer Ebbe auf dem Korallenriff





Sonntagmorgen, Ebbe-Tiefstand am Nordende unserer Insel


Zuerst ins Auge springend: Massen von Seetang - aber teils auch sehr dekorativ  

Weiter zu beachten beim Wandern im untiefen Wasser: stachelbewehrte Seeigel

 
Endlich mein erster Seeigel - noch etwas unklar durch's Wasser aufgenommen


Und noch ein Seeigel...


...und eine Detailaufnahme eines solchen


Und noch ein Seestern, dem Betrachter scheinbar zuwinkend...


Einer der ganz speziellen Art mit feinen Armen, dafuer weniger farbig

Noch eine weitere Farbvariante bei einem Seestern
Variante in Kissen-Form

Und dann noch andere Bewohner des Korallenriffs 










Zurueck am Strand von Nungwi


Montag, 7. November 2011

Von Sansibars Tierwelt


Afrika und speziell Sansibar ist definitiv nicht Wellhausen, auch was Pflanzen und Tiere anbetrifft. In der Landwirt-schaft (und dem Schulgelaende, siehe Bild rechts!) finden sich hier Rinder, Ziegen und Huehner, von denen sich vor allem die ersteren deutlich von den Hochleistungskuehen in der Schweiz unterscheiden. Nicht nur sind sie wesentlich kleiner, sondern sie haben auch samt und sonders einen Buckel. Die Huehner sind ziemlich schlank, und ihre Eier ziemlich blass im Dotter, aber allemal fuer ein Ruehrei am Morgen gut geeignet. Hunde und Katzen als Haustiere sind hier ziemlich selten, was sicher damit erklaerbar ist, dass Nahrung vorab fuer die Menschen und nicht fuer Kuscheltiere bestimmt ist. Immerhin haben wir am Strand schon einige magere Hunde und in den Restaurants hungrige Katzen gesehen, die sich von den Brosamen vom Tisch der Gaeste ernaehren. Abgesehen natuerlich unsere persoenliche Hauskatze Moussa, welche jeden Morgen mit weinerlichem Miauen seine Milch mit Broeckli einfordert.

Einheimische wilde Grosstiere gibt es hier praktisch nicht, einmal von den Stummelaffen in den Waeldern abgesehen. Was wir aber immer wieder vor allem hoeren, sind die verschiedenen Voegel, allen voran die (indischen) Raben mit grau-schwarz geteiltem Gefieder und sehr lauten Stimmen auch in der Nacht, vor allem wenn sie zu ihren Versammlungen zusammenkommen. Weiter gibt es jede Menge Spatzen, wenige Amseln fuer den Morgengesang und dann die erstaunlichen Perlhuehner mit wundervoll vornehm gesprenkeltem Federkleid, einem sehr rundem Koerper auf relativ kurzen roten Beinen und einem mehr als schlanken Hals, auf dem ein verhaeltnismaessig kleines Koepfchen sitzt. Sie gurren aehnlich wie die ebenfalls haeufigen Tauben,  koennen aber etwas weniger gut fliegen wie diese.

Sardinenfischerinnen mit ihren "Hueten"
Was man an der Oberflaeche kaum sieht, ist die Fauna des Meeres. Beim baden haben wir zwar schon am Grund einige Seeigel und Seesterne entdeckt, die wir uns dann bei der naechsten Vollmond-Ebbe etwas genauer anschauen wollen, da uns Barbara die wunderbarsten Farbbilder von ihren Funden gezeigt hat. Die vielfaeltigen Fische sind am besten am fruehen Morgen zu sehen, wenn die Fischer ihre naechtliche Beute zum Verkauf an Land bringen: Haie von bis zu zwei Metern Laenge, Merlane, Thunfisch, Kingfisch, Red Snapper und …. Die ebenfalls vorkommenden Sardinen werden nicht von den Schiffen aus gefangen, sondern von den Frauen im untiefen Wasser zusammengetrieben und mit feinen Netzen gefangen: jede der Frauen traegt quasi als Kopfbedeckung die Metallpfanne mit sich, in der sie dann die Fischchen nach hause bringt. Natuerlich gehoeren zu den Reichtuemern der See auch Krabben, Krebse, Kraken und Tintenfische in diversen Groessen, die jeweils als Spezialitaeten abends vor den Restaurants angeboten werden und entweder in Stuecken oder ganz gekocht oder gebraten werden.

Als dritte Gruppe von Tieren auf Zanzibar ist natuerlich auch noch die Kleinwelt zu erwaehnen, von der fuer uns vor allem die winzigen Ameisen ums und im Haus omnipraesent sind und jeden Tag freundlich aber bestimmt ins Freie hinaus komplimentiert werden. Erstaunlich, dass ein einziges auf dem Esstisch vergessenes Glas mit Resten eines Fruchtsaftes innert Minuten eine Ameisen- karawane provoziert, die sich an den suessen Resten zu Hunderten guetlich tut! Ums Haus herum entdecken wir auch immer wieder Eidechsen und Geckos, sowie die Spuren von Ameisenloewen mit ihren Fangtrichtern im Sand. Haarige Raupen sind recht haeufig (sollen Haut reizend sein), ebenso die Tausend- bzw Hundertfuessler, die aber hier nicht so riesig sind wie die auf unserer Gewuerztour getroffenen mit 2cm Durchmesser und etwa 20 cm Laenge. Hin und wieder haben wir (auch schon im Hause) grosse Heuschrecken und Gottesanbeterinnen gesehen, und die Fliegen sind fast so haeufig wie in der laendlichen Schweiz. Muessen wir da wirklich die Muecken noch erwaehenen? Immerhin haben wir uns schon vor unserer Reise hierher gegen Malaria mit einem Medikament (Mephaquin) schuetzen muessen, da die winzigen Tierchen eben diese Krankheit uebertragen.   
In Wirklichkeit sind diese Kaefer vor den Schulgebaeuden nur etwa 4 bis 5 mm lang...

Sonntag, 6. November 2011

An der Sekundarschule in Nungwi


Kaum zu glauben, dass wir nun schon seit gut 10 Tagen an der Sekundarschule in Nungwi im Einsatz stehen! Vor gut zwei Wochen haben wir mit dem Einverstaendnis des Schulleiters angefangen, den Unterricht bei zwei Lehrern in Englisch und Biologie zu besuchen. Am vorletzten Montag war es dann offensichtlich so weit, dass die Verantwortlichen der Schule Kenntnis davon bekamen, das die beiden “wasungu” (Fremden, Weissen) vom Erziehungsmisisterium die Erlaubnis zum Unterrichten erhalten haetten! Wir selber wussten davon noch gar nichts, aber Bettina und mir wurden kurzerhand ein Lehrbuch bzw ein A4-Blatt in die Hand gedrueckt mit der Aufforderung, nun einmal unter kritischen Augen eine Art Probelektion zu halten – scheinbar mit gewissem Erfolg, da wir nun regelmaessig eingesetzt werden.

Assembly auf dem Basketballplatz
Heute Dienstag, den 1. November 2011, wechselt der Unterricht an der Sekundarschule vom Nachmittag auf den Vormittag. Die sogenannten 8 Perioden (Lektionen) werden nun nicht mehr wie im Vormonat ab 13 Uhr gehalten, sondern schon ab 7 Uhr morgens. Was nach wie vor gleich bleibt, ist die anfaengliche Versammlung (“assembly”) der Schuelerinnen und Schueler, nun aber statt im kleinen Waeldchen auf dem betonierten Basketballplatz. Alle Klassen stehen in Reihen ein, die juengsten am einen Ende, die aeltesten am anderen. Und dann wird gesungen, waehrend innerhalb der Klassen ein nicht erklaerbares Kommen und Gehen herrscht. Ich weiss bisher auch nicht, ob das gemeinsame Singen jeweils einfach Zeitvertreib oder von der Schule verlangt ist. Bettina ist der Ansicht, dass dies traditionell den Beginn des Schultages bezeichnet, weil wir unterdessen zwei verschiedene Melodien ausmachen koennen, von denen nach der Information eines hiesigen Primarlehrers die eine offenbar die Anrufung der 99 Namen Allahs enthaelt.

Liste mit ca 400 Sek-Schuelern (FORM I - IV)
Nach und nach treffen auch die Lehrer ein, von denen wir unterdessen so etwas wie zugehoerig erkannt werden und die uns meist mehr oder weniger herzlich mit Handschlag gruessen und willkommen heissen. Namentlich kennen wir nun den Herrn Oberlehrer, Mr Ussi, und seinen Stellvertreter, Mr Mushini, von denen sich der erstere nur selten zeigt, da er natuerlich wichtige Meetings und Besprechungen zu besuchen hat. Meist ist es denn Mr Mushini, der die Gesamtheit der Sekundarschueler mit einer Ansprache beehrt, deren Inhalt wir leider nur vermuten koennen und die wahrscheinlich eine allgemeine Ermahnung und Informationen an die Zoeglinge enthaelt. Waehrend nun die Schuelerinnen und Schueler in Einerkolonne in ihre Klassenzimmer abmarschieren, findet im winzigen Vorzimmer des Chefhaeuschens noch die Information der Lehrerschaft und die Verteilung der zwei (weissen) Kreiden (wichtigstes Werkzeug hier) statt, bevor sich die Lehrer in die offenen und teilweise inventarlosen Klassenraeume begeben. Unterdessen ist es schon Viertel vor acht.

Stundenplan der 3. Klasse, an der ich Mathe unterrichte
Die Organisation des Unterrichts ist Bettina und mir immer noch nicht transparent, obwohl Mr Ussi uns dahingehend informiert hat, dass jeder Lehrer 7 Stunden Praesenzzeit habe und der Halbtag 8 “periods” (Lektionen) zu 45 bis 50 Minuten enthalte. Mit allen mathematischen Tricks bringe ich bis 13 Uhr mittags keine 8 mal 45 Minuten mehr hinein, und immerhin soll um 10 Uhr ja noch eine Pause eingebaut werden… Die praktische Wirklichkeit sieht also so aus, dass bis zur Pause einfach 4 mehr oder weniger lange Lektionen und nach der Pause nochmals vier Lektionen gehalten werden. Meist geschieht das dann auch in Doppellektionen, die (theoretisch) mindestens 70 Minuten dauern sollten. Bisher habe ich vergeblich herauszufinden versucht, was denn der obligatorische Jahres-Lehrstoff fuer eine bestimmte Klasse ist, da ich bei der 3. Sek im Mathematik-Unterricht noch nicht einmal in der Mitte des Lehrmittels angekommen bin. Vielleicht ist das aber schon genuegend, da ich jedenfalls festgestellt habe, dass das erwaehnte Lehrbuch eine ziemlich moderne und damit anspruchsvolle Mathematik enthaelt.

Etwas mehr Einsicht in die Anspueche an die Schueler geben uns nun einige (staatliche) Promotionspruefungen, welche wir in der Bibliothek gefunden oder die uns ein Schueler der 2. Klasse gebracht hat. Bettina hat in in ihrer Klasse im Englisch Nachhilfe bzw Pruefungsvorbereitung bei uns zu Hause angeboten, da Ende 2. Sek eine Pruefung zu bestehen ist, die ueber den Verbleib bzw Ausschluss aus der Schule entscheidet! Was letzte Woche mit zwei Personen angefangen hat, ist nun immerhin eine Gruppe von insgesamt 10 Schuelern und sechs Schuelerinnen, welche mit Bettina die Englisch-Pruefungen durcharbeiten und mich ueber die Antworten in den Biologie-Examen ausfragen.

Quintessenz: Wenn sich auch der eigentliche Einsatz in der Schule selber  in Grenzen haelt (ich selber gebe an vier Tagen in der Woche insgesamt 12 Lektionen Mathematik in Form III = 3. Sek = 10. Schuljahr, Bettina Englisch in Form II und I), so ist vor allem der Ansatz mit der Pruefungsvorbereitung vielversprechend und insofern auch intensiver, als diese nun taeglich etwa 2 Stunden ausmacht und wegen der Anzahl Personen von unserem improvisierten Verandatisch in die Schulraeume umgesiedelt hat. Und wenn eventuell der Schluessel dazu nicht verfuegbar ist, sitzen wir halt im Schatten der Gebaeude am Boden, was ja im Unterricht auch teilweise der Fall ist, da nur 5 Raeume der Sekundarschule mehr oder weniger gut mit Baenken bzw Tischen und Stuehlen (ein Raum offensichtlich mit Mobiliar aus der Schweiz!) ausgeruestet sind… Aber wie ueberall heisst es auch hier “pole pole” oder “hakuna matata” – langsam aber sicher bzw alles kein Problem…
    

Sonntag, 23. Oktober 2011

Kartenmaterial Afrika, Tansania, Sansibar

http://www.geographicguide.com/pictures/maps/map-africa.gif
Uebersichtskarte von Afrika: Sansibar liegt in nordoestlich von Dar Es Salaam, Tansania






Wir selber wohnen in Nungwi an der aeussersten noerdlichen Spitze der Hauptinsel Unguja, ca 60 km von der Hauptstadt Zanzibar Town entfernt.



Diese Darstellung zeigt die Situation Stone Towns (der Altstadt von Zanzibar Town) nach dem ersten Weltkrieg - gezeichnet von einen deutschen Kartographen (siehe Anschriften!). Die angefuehrte Lagune der Altstadt und  markiert den Randist heute aufgeschuettet


Nungwi, ein Ort der Kontraste


Da wir in den ersten drei Wochen genuegend Zeit hatten, die Gegend rund um unser neues Zuhause auszukundschaften, machten wir uns vor ein paar Tagen auch einmal zu den Straenden an der Ostseite der Nordspitze von Sansibar auf. Dazu schlenderten wir zuerst an den uns schon gut bekannten Orten an der Nungwi-Hauptstrasse vorbei zum Bushalt an der geteerten Strasse nach Stone Town, wo immer einige der dalla-dallas (Sammel-Minibusse) herumstehen. Etwa einen halben Kilometer folgten wir dieser Strasse, die gesaeumt ist von Laeden (Gemuese, Fruechte, Kosmetika, Holz), Werkstaetten (Schreinerei, Waescherei, Coiffeur, Schuhmacher) und Wohnhuetten. 

Dann zweigten wir am Wegweiser “Sazani” gegen Osten ab, was uns einen etwa halbstuendigen Marsch durch die Hitze und Staub entlang von ziemlich gruenem Strauchland bescherte. Schon sehr erstaunlich, dass diese gottverlassene Strasse besser im Stande ist als unsere schon oft zitierte Hauptstrasse im Dorf, und dass es hier im Niemandsland sogar recht malerische Haeuser “for rent” hat! Endlich kamen wir zum Ende der Strasse und erreichten nun das erste einer Reihe von Hotels, dessen Anlage wir auf Einladung des Waechters auch besichtigen konnten. Die Aermlichkeit des Dorfes kontrastiert schon ungeheuer zu den gepflegten Gaerten und sauberen Wegen im “Ras Nungwi Beach Resort”. Uns schien auch das Wasser sauberer zu sein als auf unserer Westseite, wenn auch bei der herrschenden Flut kaum ein Sandstrand sichtbar war und die Wellen an die schwarzen Felsen schlugen.

Im naechsten Hotel (eben dem “Sazani”, dessen Wegweiser uns geleitet hatte) bestellten wir uns dann in einem kleinen Huettchen ueber den Wellen und unter schattigen Palmen einen Drink. Bettina bestellte ihren obligaten Passionsfruchtsaft, der von einem offensichtlich nicht sehr geuebten jungen Mann frisch zubereitet wurde. Es war aber offensichtlich, dass das Sazani nicht ganz dem Standard des zuerst besuchten Beach Resorts entsprach, sondern wesentlich einfacher ausgestattet war. Aber da gibt es halt noch ganz andere Standards!

Auf unserem Weg zurueck nach Nungwi passierten wir naemlich noch das dieses Jahr neu eroeffnete Fuenfsterne-Hotel “Zalu”. Wir konnten es uns nicht verkneifen, auch hier einen Blick hinein zu werfen – was hier aber nicht ohne einen sprechenden Fuehrer moeglich war. Der junge Mann reichte mir kaum zu den Schultern, war in eine neue, arabisch anmutende Uniform gekleidet und liess seine Erklaerungen wie vom Tonband laufen, so dass er oefters in gewisse Schwierigkeiten kam, wenn er durch unsere Zwischenfragen im Redefluss aufgehalten wurde. Schliesslich aber verliess er uns auf dem wundervollen Steg, der vom Hotel aus ins Meer hinaus und zu einem Restaurant und einer Bar daselbst fuehrte. Wir waren von dem schieren Luxus so ueberwaeltigt, dass wir uns nochmals einen Trunk genehmigen mussten, der uns vom Barman Alfred (!) zu unseren gepolsterten Baenken am aeussersten Rand der Plattform gebracht wurde.

Durch die Hotelanlage schlendernd kamen wir an dem wundervollen, terrassierten Schwimmbad vorbei, versehen mit verschiedenen lauschigen Ruheoasen, Haengematten und Holzinselchen, flankiert von zwei Restaurants mit verschiedenen kulinarischen Angeboten. Im grosszuegigen Innenraum befinden sich ein weiteres Restaurant im Obergeschoss, eine Galerie und die grosse Eingangshalle, welche von drei ineinander geschachtelten Palmblattdaechern im traditionellen Stil ueberdeckt sind. Es gibt hier keine Hotelzimmer, da die Gaeste in sogenannten Villas (bis zu 8 Personen) oder “suities” (kleinere Haeuschen fuer 2 bis 3 Personen) rund um den Haupttrakt herum untergebracht werden.
 Der franzoesische Manger des von italienischen Investoren gebauten Palastes liess es sich nicht nehmen, sich persoenlich von uns zu verabschieden und uns auf Wiedersehen zu wuenschen. Bei Preisen von ueber 400 $ pro Nacht und Person ist es eher unwahrscheinlich, dass wir ihn mit einer Uebernachtung beehren werden. Aber vielleicht koennten wir uns das Abschiedsessen von Sansibar im “Zalu” genehmigen…

Auf dem Heimweg trafen wir dann wieder auf die wirkliche Welt vom Dorf Nungwi mit den unebenen Naturstrassen, den Loechern darin und den kleinen Gemueselaeden, unserer Baeckerei, barfuessigen Kindern in staubigen Kleidern, Menschen mit gelben Kansistern, auf den Wasserlieferanten wartend, dem Fischer auf dem Fahrrad, der mit der Veloglocke auf seine Fische aufmerksam macht, die herumstreuneneden Huehner (mager), Kuehe (sehr mager) und Ziegen - der Kontrast von Nungwi-West und Nungwi-Ost eben! Und wir lernen von Tag zu Tag, diesen speziellen Ort besser zu kennen und auch ein bisschen besser zu verstehen.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Ausflug zum Jozani Nationalpark und einer Gewuerz-Farm


Fuer einen Tag haben wir uns von Nungwi etwas weiter entfernt, um noch einige weitere Gegenden der Insel zu erkunden. Abra, der schwarze Taxichauffeuer, holte uns kurz nach 8 Uhr morgens mit seinem Minibus vor unserer Haustuere ab. Wieder einmal war die “Hauptstrasse” eine einzige Folge von tiefen Tuempeln, welche aber von Abra bravouroes gemeistert wurden, wie auch die dann folgende geteerte Strasse, auf der wir mit fast 100 km/h gen Sueden brausten. Ausser natuerlich dann, wenn wir eine der haeufigen Polizeisperren zu passieren hatten, was wir alle drei mit stoischer Ruhe ueber uns ergehen liessen... 

Die Temperatur war angenehm warm und der Himmel leicht bedeckt, als wir nach knapp 1 ½ Stunden beim Jozani Forest, dem Nationalpark Sansibars, ankamen. Er liegt ungefaehr auf derselben Breite wie der Flughafen, aber auf der Ostseite der Insel an der Chwaka Bay. Wir entrichteten unseren Obolus zugunsten des Staates (Revolutionary Government of Zanzibar) und der Gemeinde (Pete Community) und erhielten dafuer handgeschriebene Quittungen sowie einen jungen Fuehrer, der ein sehr gut verstaendliches Englisch sprach. Er schlug uns angesichts der immer noch unsicheren Witterung vor, doch zuerst die wildlebenden Affen und erst spaeter die beiden anderen Sehenswuerdigkeiten zu besuchen.

So fanden wir dann nach kurzem Fussmarsch die (rost-) roten Sansibar-Stummelaffen (der red Colobus oder Procolobus kirkii ist nur auf Sansibar heimisch, hat aber verwandte Arten auf dem afrikanischen Festland) in einer Gruppe von ca 12 Individuen auf den indischen Mandelbaeumen fressend, ruhend und sich lausend. Warum die Tierchen Stummelaffen heissen, ist mir nicht ganz klar, da der Schwanz laenger als der uebrige Koerper von ca 50 cm ist – aber in einer Art Stummel endet. Sie liessen sich von uns ebenso wenig irritieren wie die einzelnen Exemplare von blauen Meerkatzen (Cercopithecus mitis), die sich im Geaest herumtrieben. Wir verhielten uns so ruhig wie moeglich, vor allem, um das kleine Baby nicht aufzuwecken, das mit herunterhaengenden Beinen auf einem Ast eingeschlafen war. Nachdem wir einige Fotos von den niedlichen Tierchen mit ihrer lustigen Frisur gemacht hatten, begaben wir uns zu Fuss zur naechsten Station.




Diese bestand aus einem wundervoll beruhigenden Spaziergang durch tropischen Urwald. Vom vorherigen Regen waren die Blaetter und Wege alle noch feucht, was einen sehr speziellen Geruch und eine unwirkliche Atmoshaere schaffte, die ohne grosse Konversation auskam. Mahagonibaeume, verschiedenste Palmen, Kletterpflanzen und Farne machten den Hauptbestandteil der Vegetation aus, in welcher sich ab und zu Voegel hoeren sowie Schmetterlinge und Schnecken sehen liessen. Die kuehle Ruhe wich einer heissen und trockenen Landschaft, als wir uns nachher per Auto in die Kuestengegend begaben, um die Mangrovensuempfe zu besuchen, die uns die Begegnung mit vielen Krabben bescherte.




 





Nachdem wir den Jozani National Park verlassen hatten, fuehrte uns Abra mit dem Taxi zu der nordwestlich gelegenen Gewuerz-Plantage "Iperikopi Spice Farm". An der Strasse warteten unter einem Palmblattdach einige ziemlich unterbeschaeftigt wirkende Maenner, und einer davon uebernahm es, uns durch das wilde Gruen zu fuehren – zuerst zu einer Kletterpflanze, die unschwer als Pfeffer zu identifizieren war. Natuerlich waren verschiedene Informationen zur Kultivierung und Herstellung der verschiedenen Pfeffer-Arten, die Ali G offenbar sehr gut in Englisch gelernt hatte, an den Mann bzw an die Frau zu bringen… Erstaunt waren wir ueber die Vielfalt der verschiedenen Pflanzen, die fuer mich etwas unorganisiert ueberall auf dem Gelaende herum angepflanzt waren: von Vanillepflanzen (ebenfalls kletternd) ueber den Jodbaum (angekratzt sondert er ein desinfizierendes Sekret ab, das auf der Haut verrieben anschliessend einen klebrigen Film bildet) zu Ananaspflanzen kamen wir zu Zimtbaeumen, Kardamom- und Nelkenstraeuchern, Muskatnuss- und Papayabaeumen, von welchen uns Ali eine Frucht aufschnitt und zum Essen offerierte. Und nachdem wir an den Ylang-ylang-Baeumen die Riesenhundertfuessler bestaunt hatten, hetzte er seinen Gehilfen (der sich bisher schoen brav im Hintergrund als Handlanger bewaehrt hatte) noch mit einem Sisalstrick um die baren Fuesse auf eine Kokospalme, die dieser die ganze Zeit singend bezwang!

Als Abschiedsgeschenk erhielten Bettina und ich je eine spezielle Kopfbedeckung und Accessoires, die der Gehilfe sorgfaeltig aus Palmblaettern geflochten hatte. Der ausgehaendigte Palmblattkorb diente dann zum Verstauen der (natuerlich!) zum Verkauf angeboteten Produkte der “spice farm”: Flaeschchen mit aromatischen Oelen, Seifen und eben auch Gewuerzen. Es ist zu vermelden, dass die Currymischung und die Kardamosamen zuhause in einem wundervollen Bohnen-Reis-Pilaw Verwendung fanden und uns beiden hervorragend geschmeckt haben.          

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Sansibarischer Sonntag


Jeremiah und Maria mit Bettina und mir
Wie fast jeden Tag weckte uns auch am letzten Sonntag der helle Sonnenschein schon nach etwa 6 Uhr morgens. Unser Waechter Jeremiah (oder Jerry) verlaesst um diese Zeit den Innenhof und schliesst das Tor hinter sich wieder. Er ist ein Massai vom tansanischen Festland und traegt deren traditionelle Kleider, und ist von Maisha Zanzibar angestellt, um allfaellige Eindringlinge abzuschrecken (Malou und Barbara haben - leider - entsprechende Erfahrung). Jerry hat uns denn auch stolz das Massai-Messer gezeigt, das er an seinem Guertel tragt! Muessig zu erwaehnen, dass wir so in Nungwi sehr privilegiert hausen.

Nach einem Fruechtefruehstueck aus eigenen Papayas und lokalen kleinen Suessbananen sowie einem Espresso aus der italienischen Maschine wischte Bettina zuerst einmal Haus und Vorplatz, da natuerlich vom Palmblattdach laufend kleine Teile abbroeckeln. Wir wollen aber nicht, dass sich darin die vorhandenen Miniameisen, Raupen, Tausendfuessler oder gar Kakerlaken einnisten. Da gefaellt uns unser Haus-Gecko schon besser, und auch Moussa der Kater ist uns als Maeusejaeger nicht unlieb.

Barbara hat uns am Samstag verlassen, so dass wir jetzt unseren ersten Tag auf uns selber gestellt erlebten. Unsere Paesse sind immer noch in Stone Town, da sie Anwalt Yussuf fuer die Eintragung unserer “Arbeitsbewilligung” braucht. Und diese Bewilligung brauchen wir, um ueberhaupt an der Sekundarschule in Nungwi taetig werden zu koennen – eine manchmal schon etwas frustrierende Situation. Aber wenigstes sind wir beide im selben Boot und koennen dieses Thema auch miteinander besprechen. Und wir lernen dabei, dass das halt Afrika ist – wie auch das oft gehoerte “pole, pole” (nume nued gschpraengt) oder “hakuna matata” (kein Problem).

Leuchtturm an der Nordspitze der Insel
Nachdem wir unsere emails gelesen und beantwortet haben, entschliessen wir uns zu einer Erkundungstour in unserer weiteren Umgebung, trotzdem der Himmel etwas bewoelkt war. Aber etwas Bewegung haelt uns davon ab, ganz dem Nichtstun zu verfallen, und so erreichten wir bald den Strand an der Nordspitze der Insel. Das Meer zeigte bei hohem Wasserstand wundervoll hellblaue und gruenliche Faerbungen, und  der Strand war uebersaet von Seetang – und leider auch dem offenbar unvermeidlichen Zivilisationsabfall: Plasikflaschen, Verpackungen, Dosen oder gar Toilettenpapier (Kanalisationen von Hotels gehen teilweise direkt ins Meer). Die Einheimischen sehen darueber hinweg, sind sie doch seit jeher gewohnt, ihren (natuerlich abbaubaren) Abfall einfach wegzuwerfen…

Wir setzten uns dann in das fast menschenleere Strandrestaurant eines ziemlich vornehmen Hotels und genehmigten uns einen Saft und ein Soda, waeherend langsam aber sicher der Himmel seine Schleusen ueber uns oeffnete. Irgendwann mussten wir dann das schuetzende Dach verlassen. Auf unsere Frage, wann den wohl der Regen wieder aufhoere, meinte der Manager: “Bald – in etwa zwei Tagen!”, was bei ihm und seinem Kollegen einen Lachausbruch zur Folge hatte. Wahrscheinlich fanden es auch die Leute von Nungwi zum Lachen, dass nun zwei wazungu (Fremde) ganz ohne Schirm und Regenschutz so durch den Regen trotteten und vollstaendig durchnaesst der Hauptstrasse von Nungwi folgten! Sogar die Ziegen suchten ja unter den schmalen Daechern Schutz vor dem Niederschlag!

Immerhin konnten wir am Fruechtestand und im Nungwi Supermarket noch unsere mageren Vorraete etwas auffuellen und uns ein anstaendiges Nachtessen zubereiten. Bettina genoss es sichtlich, die verspritzten Kleider abzulegen und eine Dusche zu nehmen, auch wenn das Wasser nur als duennes Rinnsal aus der Brause kommt. Sogar durch die Decke in der Kueche und in Malou’s Zimmer kam mit dem Regen mehr Wasser, so dass wir Kessel unterstellten, um es zu fassen. Wenigstens war unser eigenes Schlafzimmer schoen trocken, als wir uns etwas frueher als sonst ins Bett begaben. Was soll man sonst tun, wenn am Abend fast regelmaessig der Strom fuer etwa zwei Stunden einfach abgestellt wird? Jeden Abend candle light dinner wird ja mit der Zeit schon ein wenig langweilig…