Der Strand von Nungwi mit den traditionellen Dhaus

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Der Strand von Nungwi mit den traditionellen Dhaus

Sonntag, 6. November 2011

An der Sekundarschule in Nungwi


Kaum zu glauben, dass wir nun schon seit gut 10 Tagen an der Sekundarschule in Nungwi im Einsatz stehen! Vor gut zwei Wochen haben wir mit dem Einverstaendnis des Schulleiters angefangen, den Unterricht bei zwei Lehrern in Englisch und Biologie zu besuchen. Am vorletzten Montag war es dann offensichtlich so weit, dass die Verantwortlichen der Schule Kenntnis davon bekamen, das die beiden “wasungu” (Fremden, Weissen) vom Erziehungsmisisterium die Erlaubnis zum Unterrichten erhalten haetten! Wir selber wussten davon noch gar nichts, aber Bettina und mir wurden kurzerhand ein Lehrbuch bzw ein A4-Blatt in die Hand gedrueckt mit der Aufforderung, nun einmal unter kritischen Augen eine Art Probelektion zu halten – scheinbar mit gewissem Erfolg, da wir nun regelmaessig eingesetzt werden.

Assembly auf dem Basketballplatz
Heute Dienstag, den 1. November 2011, wechselt der Unterricht an der Sekundarschule vom Nachmittag auf den Vormittag. Die sogenannten 8 Perioden (Lektionen) werden nun nicht mehr wie im Vormonat ab 13 Uhr gehalten, sondern schon ab 7 Uhr morgens. Was nach wie vor gleich bleibt, ist die anfaengliche Versammlung (“assembly”) der Schuelerinnen und Schueler, nun aber statt im kleinen Waeldchen auf dem betonierten Basketballplatz. Alle Klassen stehen in Reihen ein, die juengsten am einen Ende, die aeltesten am anderen. Und dann wird gesungen, waehrend innerhalb der Klassen ein nicht erklaerbares Kommen und Gehen herrscht. Ich weiss bisher auch nicht, ob das gemeinsame Singen jeweils einfach Zeitvertreib oder von der Schule verlangt ist. Bettina ist der Ansicht, dass dies traditionell den Beginn des Schultages bezeichnet, weil wir unterdessen zwei verschiedene Melodien ausmachen koennen, von denen nach der Information eines hiesigen Primarlehrers die eine offenbar die Anrufung der 99 Namen Allahs enthaelt.

Liste mit ca 400 Sek-Schuelern (FORM I - IV)
Nach und nach treffen auch die Lehrer ein, von denen wir unterdessen so etwas wie zugehoerig erkannt werden und die uns meist mehr oder weniger herzlich mit Handschlag gruessen und willkommen heissen. Namentlich kennen wir nun den Herrn Oberlehrer, Mr Ussi, und seinen Stellvertreter, Mr Mushini, von denen sich der erstere nur selten zeigt, da er natuerlich wichtige Meetings und Besprechungen zu besuchen hat. Meist ist es denn Mr Mushini, der die Gesamtheit der Sekundarschueler mit einer Ansprache beehrt, deren Inhalt wir leider nur vermuten koennen und die wahrscheinlich eine allgemeine Ermahnung und Informationen an die Zoeglinge enthaelt. Waehrend nun die Schuelerinnen und Schueler in Einerkolonne in ihre Klassenzimmer abmarschieren, findet im winzigen Vorzimmer des Chefhaeuschens noch die Information der Lehrerschaft und die Verteilung der zwei (weissen) Kreiden (wichtigstes Werkzeug hier) statt, bevor sich die Lehrer in die offenen und teilweise inventarlosen Klassenraeume begeben. Unterdessen ist es schon Viertel vor acht.

Stundenplan der 3. Klasse, an der ich Mathe unterrichte
Die Organisation des Unterrichts ist Bettina und mir immer noch nicht transparent, obwohl Mr Ussi uns dahingehend informiert hat, dass jeder Lehrer 7 Stunden Praesenzzeit habe und der Halbtag 8 “periods” (Lektionen) zu 45 bis 50 Minuten enthalte. Mit allen mathematischen Tricks bringe ich bis 13 Uhr mittags keine 8 mal 45 Minuten mehr hinein, und immerhin soll um 10 Uhr ja noch eine Pause eingebaut werden… Die praktische Wirklichkeit sieht also so aus, dass bis zur Pause einfach 4 mehr oder weniger lange Lektionen und nach der Pause nochmals vier Lektionen gehalten werden. Meist geschieht das dann auch in Doppellektionen, die (theoretisch) mindestens 70 Minuten dauern sollten. Bisher habe ich vergeblich herauszufinden versucht, was denn der obligatorische Jahres-Lehrstoff fuer eine bestimmte Klasse ist, da ich bei der 3. Sek im Mathematik-Unterricht noch nicht einmal in der Mitte des Lehrmittels angekommen bin. Vielleicht ist das aber schon genuegend, da ich jedenfalls festgestellt habe, dass das erwaehnte Lehrbuch eine ziemlich moderne und damit anspruchsvolle Mathematik enthaelt.

Etwas mehr Einsicht in die Anspueche an die Schueler geben uns nun einige (staatliche) Promotionspruefungen, welche wir in der Bibliothek gefunden oder die uns ein Schueler der 2. Klasse gebracht hat. Bettina hat in in ihrer Klasse im Englisch Nachhilfe bzw Pruefungsvorbereitung bei uns zu Hause angeboten, da Ende 2. Sek eine Pruefung zu bestehen ist, die ueber den Verbleib bzw Ausschluss aus der Schule entscheidet! Was letzte Woche mit zwei Personen angefangen hat, ist nun immerhin eine Gruppe von insgesamt 10 Schuelern und sechs Schuelerinnen, welche mit Bettina die Englisch-Pruefungen durcharbeiten und mich ueber die Antworten in den Biologie-Examen ausfragen.

Quintessenz: Wenn sich auch der eigentliche Einsatz in der Schule selber  in Grenzen haelt (ich selber gebe an vier Tagen in der Woche insgesamt 12 Lektionen Mathematik in Form III = 3. Sek = 10. Schuljahr, Bettina Englisch in Form II und I), so ist vor allem der Ansatz mit der Pruefungsvorbereitung vielversprechend und insofern auch intensiver, als diese nun taeglich etwa 2 Stunden ausmacht und wegen der Anzahl Personen von unserem improvisierten Verandatisch in die Schulraeume umgesiedelt hat. Und wenn eventuell der Schluessel dazu nicht verfuegbar ist, sitzen wir halt im Schatten der Gebaeude am Boden, was ja im Unterricht auch teilweise der Fall ist, da nur 5 Raeume der Sekundarschule mehr oder weniger gut mit Baenken bzw Tischen und Stuehlen (ein Raum offensichtlich mit Mobiliar aus der Schweiz!) ausgeruestet sind… Aber wie ueberall heisst es auch hier “pole pole” oder “hakuna matata” – langsam aber sicher bzw alles kein Problem…
    

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