Der Strand von Nungwi mit den traditionellen Dhaus

Der Strand von Nungwi mit den traditionellen Dhaus
Der Strand von Nungwi mit den traditionellen Dhaus

Sonntag, 23. Oktober 2011

Kartenmaterial Afrika, Tansania, Sansibar

http://www.geographicguide.com/pictures/maps/map-africa.gif
Uebersichtskarte von Afrika: Sansibar liegt in nordoestlich von Dar Es Salaam, Tansania






Wir selber wohnen in Nungwi an der aeussersten noerdlichen Spitze der Hauptinsel Unguja, ca 60 km von der Hauptstadt Zanzibar Town entfernt.



Diese Darstellung zeigt die Situation Stone Towns (der Altstadt von Zanzibar Town) nach dem ersten Weltkrieg - gezeichnet von einen deutschen Kartographen (siehe Anschriften!). Die angefuehrte Lagune der Altstadt und  markiert den Randist heute aufgeschuettet


Nungwi, ein Ort der Kontraste


Da wir in den ersten drei Wochen genuegend Zeit hatten, die Gegend rund um unser neues Zuhause auszukundschaften, machten wir uns vor ein paar Tagen auch einmal zu den Straenden an der Ostseite der Nordspitze von Sansibar auf. Dazu schlenderten wir zuerst an den uns schon gut bekannten Orten an der Nungwi-Hauptstrasse vorbei zum Bushalt an der geteerten Strasse nach Stone Town, wo immer einige der dalla-dallas (Sammel-Minibusse) herumstehen. Etwa einen halben Kilometer folgten wir dieser Strasse, die gesaeumt ist von Laeden (Gemuese, Fruechte, Kosmetika, Holz), Werkstaetten (Schreinerei, Waescherei, Coiffeur, Schuhmacher) und Wohnhuetten. 

Dann zweigten wir am Wegweiser “Sazani” gegen Osten ab, was uns einen etwa halbstuendigen Marsch durch die Hitze und Staub entlang von ziemlich gruenem Strauchland bescherte. Schon sehr erstaunlich, dass diese gottverlassene Strasse besser im Stande ist als unsere schon oft zitierte Hauptstrasse im Dorf, und dass es hier im Niemandsland sogar recht malerische Haeuser “for rent” hat! Endlich kamen wir zum Ende der Strasse und erreichten nun das erste einer Reihe von Hotels, dessen Anlage wir auf Einladung des Waechters auch besichtigen konnten. Die Aermlichkeit des Dorfes kontrastiert schon ungeheuer zu den gepflegten Gaerten und sauberen Wegen im “Ras Nungwi Beach Resort”. Uns schien auch das Wasser sauberer zu sein als auf unserer Westseite, wenn auch bei der herrschenden Flut kaum ein Sandstrand sichtbar war und die Wellen an die schwarzen Felsen schlugen.

Im naechsten Hotel (eben dem “Sazani”, dessen Wegweiser uns geleitet hatte) bestellten wir uns dann in einem kleinen Huettchen ueber den Wellen und unter schattigen Palmen einen Drink. Bettina bestellte ihren obligaten Passionsfruchtsaft, der von einem offensichtlich nicht sehr geuebten jungen Mann frisch zubereitet wurde. Es war aber offensichtlich, dass das Sazani nicht ganz dem Standard des zuerst besuchten Beach Resorts entsprach, sondern wesentlich einfacher ausgestattet war. Aber da gibt es halt noch ganz andere Standards!

Auf unserem Weg zurueck nach Nungwi passierten wir naemlich noch das dieses Jahr neu eroeffnete Fuenfsterne-Hotel “Zalu”. Wir konnten es uns nicht verkneifen, auch hier einen Blick hinein zu werfen – was hier aber nicht ohne einen sprechenden Fuehrer moeglich war. Der junge Mann reichte mir kaum zu den Schultern, war in eine neue, arabisch anmutende Uniform gekleidet und liess seine Erklaerungen wie vom Tonband laufen, so dass er oefters in gewisse Schwierigkeiten kam, wenn er durch unsere Zwischenfragen im Redefluss aufgehalten wurde. Schliesslich aber verliess er uns auf dem wundervollen Steg, der vom Hotel aus ins Meer hinaus und zu einem Restaurant und einer Bar daselbst fuehrte. Wir waren von dem schieren Luxus so ueberwaeltigt, dass wir uns nochmals einen Trunk genehmigen mussten, der uns vom Barman Alfred (!) zu unseren gepolsterten Baenken am aeussersten Rand der Plattform gebracht wurde.

Durch die Hotelanlage schlendernd kamen wir an dem wundervollen, terrassierten Schwimmbad vorbei, versehen mit verschiedenen lauschigen Ruheoasen, Haengematten und Holzinselchen, flankiert von zwei Restaurants mit verschiedenen kulinarischen Angeboten. Im grosszuegigen Innenraum befinden sich ein weiteres Restaurant im Obergeschoss, eine Galerie und die grosse Eingangshalle, welche von drei ineinander geschachtelten Palmblattdaechern im traditionellen Stil ueberdeckt sind. Es gibt hier keine Hotelzimmer, da die Gaeste in sogenannten Villas (bis zu 8 Personen) oder “suities” (kleinere Haeuschen fuer 2 bis 3 Personen) rund um den Haupttrakt herum untergebracht werden.
 Der franzoesische Manger des von italienischen Investoren gebauten Palastes liess es sich nicht nehmen, sich persoenlich von uns zu verabschieden und uns auf Wiedersehen zu wuenschen. Bei Preisen von ueber 400 $ pro Nacht und Person ist es eher unwahrscheinlich, dass wir ihn mit einer Uebernachtung beehren werden. Aber vielleicht koennten wir uns das Abschiedsessen von Sansibar im “Zalu” genehmigen…

Auf dem Heimweg trafen wir dann wieder auf die wirkliche Welt vom Dorf Nungwi mit den unebenen Naturstrassen, den Loechern darin und den kleinen Gemueselaeden, unserer Baeckerei, barfuessigen Kindern in staubigen Kleidern, Menschen mit gelben Kansistern, auf den Wasserlieferanten wartend, dem Fischer auf dem Fahrrad, der mit der Veloglocke auf seine Fische aufmerksam macht, die herumstreuneneden Huehner (mager), Kuehe (sehr mager) und Ziegen - der Kontrast von Nungwi-West und Nungwi-Ost eben! Und wir lernen von Tag zu Tag, diesen speziellen Ort besser zu kennen und auch ein bisschen besser zu verstehen.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Ausflug zum Jozani Nationalpark und einer Gewuerz-Farm


Fuer einen Tag haben wir uns von Nungwi etwas weiter entfernt, um noch einige weitere Gegenden der Insel zu erkunden. Abra, der schwarze Taxichauffeuer, holte uns kurz nach 8 Uhr morgens mit seinem Minibus vor unserer Haustuere ab. Wieder einmal war die “Hauptstrasse” eine einzige Folge von tiefen Tuempeln, welche aber von Abra bravouroes gemeistert wurden, wie auch die dann folgende geteerte Strasse, auf der wir mit fast 100 km/h gen Sueden brausten. Ausser natuerlich dann, wenn wir eine der haeufigen Polizeisperren zu passieren hatten, was wir alle drei mit stoischer Ruhe ueber uns ergehen liessen... 

Die Temperatur war angenehm warm und der Himmel leicht bedeckt, als wir nach knapp 1 ½ Stunden beim Jozani Forest, dem Nationalpark Sansibars, ankamen. Er liegt ungefaehr auf derselben Breite wie der Flughafen, aber auf der Ostseite der Insel an der Chwaka Bay. Wir entrichteten unseren Obolus zugunsten des Staates (Revolutionary Government of Zanzibar) und der Gemeinde (Pete Community) und erhielten dafuer handgeschriebene Quittungen sowie einen jungen Fuehrer, der ein sehr gut verstaendliches Englisch sprach. Er schlug uns angesichts der immer noch unsicheren Witterung vor, doch zuerst die wildlebenden Affen und erst spaeter die beiden anderen Sehenswuerdigkeiten zu besuchen.

So fanden wir dann nach kurzem Fussmarsch die (rost-) roten Sansibar-Stummelaffen (der red Colobus oder Procolobus kirkii ist nur auf Sansibar heimisch, hat aber verwandte Arten auf dem afrikanischen Festland) in einer Gruppe von ca 12 Individuen auf den indischen Mandelbaeumen fressend, ruhend und sich lausend. Warum die Tierchen Stummelaffen heissen, ist mir nicht ganz klar, da der Schwanz laenger als der uebrige Koerper von ca 50 cm ist – aber in einer Art Stummel endet. Sie liessen sich von uns ebenso wenig irritieren wie die einzelnen Exemplare von blauen Meerkatzen (Cercopithecus mitis), die sich im Geaest herumtrieben. Wir verhielten uns so ruhig wie moeglich, vor allem, um das kleine Baby nicht aufzuwecken, das mit herunterhaengenden Beinen auf einem Ast eingeschlafen war. Nachdem wir einige Fotos von den niedlichen Tierchen mit ihrer lustigen Frisur gemacht hatten, begaben wir uns zu Fuss zur naechsten Station.




Diese bestand aus einem wundervoll beruhigenden Spaziergang durch tropischen Urwald. Vom vorherigen Regen waren die Blaetter und Wege alle noch feucht, was einen sehr speziellen Geruch und eine unwirkliche Atmoshaere schaffte, die ohne grosse Konversation auskam. Mahagonibaeume, verschiedenste Palmen, Kletterpflanzen und Farne machten den Hauptbestandteil der Vegetation aus, in welcher sich ab und zu Voegel hoeren sowie Schmetterlinge und Schnecken sehen liessen. Die kuehle Ruhe wich einer heissen und trockenen Landschaft, als wir uns nachher per Auto in die Kuestengegend begaben, um die Mangrovensuempfe zu besuchen, die uns die Begegnung mit vielen Krabben bescherte.




 





Nachdem wir den Jozani National Park verlassen hatten, fuehrte uns Abra mit dem Taxi zu der nordwestlich gelegenen Gewuerz-Plantage "Iperikopi Spice Farm". An der Strasse warteten unter einem Palmblattdach einige ziemlich unterbeschaeftigt wirkende Maenner, und einer davon uebernahm es, uns durch das wilde Gruen zu fuehren – zuerst zu einer Kletterpflanze, die unschwer als Pfeffer zu identifizieren war. Natuerlich waren verschiedene Informationen zur Kultivierung und Herstellung der verschiedenen Pfeffer-Arten, die Ali G offenbar sehr gut in Englisch gelernt hatte, an den Mann bzw an die Frau zu bringen… Erstaunt waren wir ueber die Vielfalt der verschiedenen Pflanzen, die fuer mich etwas unorganisiert ueberall auf dem Gelaende herum angepflanzt waren: von Vanillepflanzen (ebenfalls kletternd) ueber den Jodbaum (angekratzt sondert er ein desinfizierendes Sekret ab, das auf der Haut verrieben anschliessend einen klebrigen Film bildet) zu Ananaspflanzen kamen wir zu Zimtbaeumen, Kardamom- und Nelkenstraeuchern, Muskatnuss- und Papayabaeumen, von welchen uns Ali eine Frucht aufschnitt und zum Essen offerierte. Und nachdem wir an den Ylang-ylang-Baeumen die Riesenhundertfuessler bestaunt hatten, hetzte er seinen Gehilfen (der sich bisher schoen brav im Hintergrund als Handlanger bewaehrt hatte) noch mit einem Sisalstrick um die baren Fuesse auf eine Kokospalme, die dieser die ganze Zeit singend bezwang!

Als Abschiedsgeschenk erhielten Bettina und ich je eine spezielle Kopfbedeckung und Accessoires, die der Gehilfe sorgfaeltig aus Palmblaettern geflochten hatte. Der ausgehaendigte Palmblattkorb diente dann zum Verstauen der (natuerlich!) zum Verkauf angeboteten Produkte der “spice farm”: Flaeschchen mit aromatischen Oelen, Seifen und eben auch Gewuerzen. Es ist zu vermelden, dass die Currymischung und die Kardamosamen zuhause in einem wundervollen Bohnen-Reis-Pilaw Verwendung fanden und uns beiden hervorragend geschmeckt haben.          

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Sansibarischer Sonntag


Jeremiah und Maria mit Bettina und mir
Wie fast jeden Tag weckte uns auch am letzten Sonntag der helle Sonnenschein schon nach etwa 6 Uhr morgens. Unser Waechter Jeremiah (oder Jerry) verlaesst um diese Zeit den Innenhof und schliesst das Tor hinter sich wieder. Er ist ein Massai vom tansanischen Festland und traegt deren traditionelle Kleider, und ist von Maisha Zanzibar angestellt, um allfaellige Eindringlinge abzuschrecken (Malou und Barbara haben - leider - entsprechende Erfahrung). Jerry hat uns denn auch stolz das Massai-Messer gezeigt, das er an seinem Guertel tragt! Muessig zu erwaehnen, dass wir so in Nungwi sehr privilegiert hausen.

Nach einem Fruechtefruehstueck aus eigenen Papayas und lokalen kleinen Suessbananen sowie einem Espresso aus der italienischen Maschine wischte Bettina zuerst einmal Haus und Vorplatz, da natuerlich vom Palmblattdach laufend kleine Teile abbroeckeln. Wir wollen aber nicht, dass sich darin die vorhandenen Miniameisen, Raupen, Tausendfuessler oder gar Kakerlaken einnisten. Da gefaellt uns unser Haus-Gecko schon besser, und auch Moussa der Kater ist uns als Maeusejaeger nicht unlieb.

Barbara hat uns am Samstag verlassen, so dass wir jetzt unseren ersten Tag auf uns selber gestellt erlebten. Unsere Paesse sind immer noch in Stone Town, da sie Anwalt Yussuf fuer die Eintragung unserer “Arbeitsbewilligung” braucht. Und diese Bewilligung brauchen wir, um ueberhaupt an der Sekundarschule in Nungwi taetig werden zu koennen – eine manchmal schon etwas frustrierende Situation. Aber wenigstes sind wir beide im selben Boot und koennen dieses Thema auch miteinander besprechen. Und wir lernen dabei, dass das halt Afrika ist – wie auch das oft gehoerte “pole, pole” (nume nued gschpraengt) oder “hakuna matata” (kein Problem).

Leuchtturm an der Nordspitze der Insel
Nachdem wir unsere emails gelesen und beantwortet haben, entschliessen wir uns zu einer Erkundungstour in unserer weiteren Umgebung, trotzdem der Himmel etwas bewoelkt war. Aber etwas Bewegung haelt uns davon ab, ganz dem Nichtstun zu verfallen, und so erreichten wir bald den Strand an der Nordspitze der Insel. Das Meer zeigte bei hohem Wasserstand wundervoll hellblaue und gruenliche Faerbungen, und  der Strand war uebersaet von Seetang – und leider auch dem offenbar unvermeidlichen Zivilisationsabfall: Plasikflaschen, Verpackungen, Dosen oder gar Toilettenpapier (Kanalisationen von Hotels gehen teilweise direkt ins Meer). Die Einheimischen sehen darueber hinweg, sind sie doch seit jeher gewohnt, ihren (natuerlich abbaubaren) Abfall einfach wegzuwerfen…

Wir setzten uns dann in das fast menschenleere Strandrestaurant eines ziemlich vornehmen Hotels und genehmigten uns einen Saft und ein Soda, waeherend langsam aber sicher der Himmel seine Schleusen ueber uns oeffnete. Irgendwann mussten wir dann das schuetzende Dach verlassen. Auf unsere Frage, wann den wohl der Regen wieder aufhoere, meinte der Manager: “Bald – in etwa zwei Tagen!”, was bei ihm und seinem Kollegen einen Lachausbruch zur Folge hatte. Wahrscheinlich fanden es auch die Leute von Nungwi zum Lachen, dass nun zwei wazungu (Fremde) ganz ohne Schirm und Regenschutz so durch den Regen trotteten und vollstaendig durchnaesst der Hauptstrasse von Nungwi folgten! Sogar die Ziegen suchten ja unter den schmalen Daechern Schutz vor dem Niederschlag!

Immerhin konnten wir am Fruechtestand und im Nungwi Supermarket noch unsere mageren Vorraete etwas auffuellen und uns ein anstaendiges Nachtessen zubereiten. Bettina genoss es sichtlich, die verspritzten Kleider abzulegen und eine Dusche zu nehmen, auch wenn das Wasser nur als duennes Rinnsal aus der Brause kommt. Sogar durch die Decke in der Kueche und in Malou’s Zimmer kam mit dem Regen mehr Wasser, so dass wir Kessel unterstellten, um es zu fassen. Wenigstens war unser eigenes Schlafzimmer schoen trocken, als wir uns etwas frueher als sonst ins Bett begaben. Was soll man sonst tun, wenn am Abend fast regelmaessig der Strom fuer etwa zwei Stunden einfach abgestellt wird? Jeden Abend candle light dinner wird ja mit der Zeit schon ein wenig langweilig…
  

Sonntag, 9. Oktober 2011

Infrastrukturen (afrikanisch)


Vorgestern hatte ich eine Stimmung, die man vielleicht mit “cafard africain” oder gut Schweizerdeutsch mit “Laeckmer” bezeichnen koennte. Scheints verkrafte ich die sehr aermliche Situation der Einheimischen neben den gut verdienenden Auslaendern (Touristen und Investoren) hier nicht ganz so wie erwartet…

Das war unter anderem der Grund, weshalb sich Barbara, Bettina und ich ein Dinner auswaerts genehmigten. In einer angenehmen Gehdistanz von unserer Unterkunft befinden sich einige Restaurants, in welchen man fuer wenig Geld (ca 10 CHF) ein Nachtessen bekommt, das einheimische und teilweise fremde Kueche vereinigt: frischer Fisch, Krebs, Tintenfisch mit Reis und Kartoffeln, ein “Burger” mit Gemuese oder ein nicht zu scharfer Curry mit Poulet, Rind oder Gemuese stehen auf der einfachen Karte. Aufwertend ist die Tatsache, dass man fast ueberall einen wundervollen Ausblick aufs Meer und die unzaehligen Segelschiffe und Auslegerboote hat.

Normalerweise aber verpflegen wir uns zuhause. Sei es, dass wir am Morgen frisches Brot holen, das getoastet ganz passabel schmeckt, oder dass wir uns Ruehr- oder Spiegelei dazu genehmigen. Der Kaffe und der Fruchtsaft dazu kommen aus dem Supermarkt gleich um die Ecke, wo man auch andere Lebensmittel und Dinge des taeglichen Gebrauchs erhaelt. Es duerfte klar sein, dass das Angebot niemals mit dem kleinsten Dorflaedeli in der Schweiz konkurrenzieren kann.
Ein etwas breiteres Angebot an Fruechten und Gemuesen hat man an diversen kleinen Huetten-Laeden an der “Hauptstrasse” von Nungwi, wo Barbara gestern kleine Auberginen, gruene Peperoni, Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten und Okra gekauft hat, die wir am Abend mit den ueber den Tag in Wasser eingelegten Bohnen und Reis zu einem schmackhaften Pilaw verarbeitet haben. Ueberhaupt ernaeheren wir uns vorwiegend von Gemuesen mit Beilagen, da das angebotene Fleisch nicht gerade unserer Qualitaetserwartung entspricht.

Natuerlich gilt es nicht nur den Bedarf an Nahrung zu decken, sondern man muss auch an die anderen Dinge wie zB Waesche und Wasser denken. Schmutzige Waesche bringen wir normalerweise in einer (Migros-) Plastiktragtasche zu Herrn Niangwe, der diese innert zwei Tagen wieder sauber waescht (kostet ca 6 CHF oder 10’000 tansanische Schillinge). Wasser zum Duschen und Abwaschen haben wir im eigenen Bodentank, der ca 4500 Liter fasst und eben von Zeit zu Zeit nachgefuellt werden muss (siehe links). Fuer jedes der beiden Haeuser existiert ein Dachtank in ca 4 Metern Hoehe, in welchen das Nass hochgepumt wird, um im haeuslichen Roehrensystem verwendet werden zu koennen. Man kann sich vorstellen, dass der Wasserdruck damit nicht gerade mitteleuropaeischen Standards entspricht. Und die Wasserqualitaet ist dergestalt, dass wir uns bis jetzt an Trinkwasser aus Pet-Flaschen gehalten haben (erfolgreich, wie es scheint).
Barbara hat uns eine sehr nuetzliche Liste von Namen und Telefonnummern von Personen gemacht, die wir fuer weitere Dinge eventuell brauchen koennten. Es sind dies die hier so genannten “fundis” (Spezialisten, Experten) fuer diverse Gebiete wir Dachdecker, Schreiner, Elektriker, Installateur oder aber die Apotheke oder Arzt. Die medizinische Grundversorgung ist in Nungwi selber vorhanden, aber natuerlich hat Stone Town das qualitative bessere und groessere Angebot (obwohl man fuer zahnaerztliche Beduerfnisse besser auf’s Festland nach Dar Es Salaam faehrt…). Wir hoffen jedenfalls, dass wir gesund bleiben und bis zu unserer Rueckkehr keine Notfallsituation erleben! 

   


Donnerstag, 6. Oktober 2011

Ausflug nach Stone Town


Letztes Wochenende waren wir auf einem Ausflug in der Hauptstadt der Insel Sansibar. Dazu vorerst einige Klarstellungen ueber die geographischen Bezeichnungen hier: “Zanzibar” ist gebraeuchlich fuer die Inselgruppe bestehend aus  unserer Insel Unguja, der Insel Pemba noerdlich davon sowie einigen kleineren dazu gehoerigen Inseln, welche dem tansanischen Festland vorgelagert sind. Die Stadt “Zanzibar” besteht aus dem historischen Stone Town und dem neueren Teil, welche durch die Creek Road voneinander getrennt sind (siehe Kartenmaterial!)

Aussicht von der Terrasse des Clove Hotels
Gaeste auf der Terrasse, dahinter der Dachgarten des Hurumzi Hotels
Unser Taxifahrer Abra erwartete uns um 3 Uhr Swahili-Zeit (9 Uhr morgens) vor dem Haus und brachte uns in einer weiteren halsbrecherischen Fahrt innert etwa einer Stunde eben nach Stone Town, wo wir im Clove Hotel eincheckten. Es wird  von Lisette Aernaudts, einer ausgewanderten Hollaenderin, betrieben und gehoert zur besseren Mittelklasse. Angesichts der herrschenden Temperatur genehmigten wir uns zuerst einmal einen  kuehlen Trunk auf der Dachterrasse des Hotels, von wo man einen wundervollen Blick auf die Altstadt hat. Sie ist eine Mischung von Gebaeuden verschiedenster Herkunft, was eben damit zu tun hat, dass sie als Hafenstadt seit Jahrhunderten Ziel von Schiffen aus dem ehemaligen Perserreich, den arabischen Scheichtuemern, von Indien und natuerlich vom afrikanischen Festland war, die hier ihre Ladung loeschten oder neue aufnahmen (darunter waehrend langer Jahre die Ware “Mensch”, war doch der Sklavenhandel ein bluehendes Geschaeft).

Immerhin ist in dieser Stadt offenbar das Zusammenleben verschiedenster Kulturen und Religionen problemlos moeglich, sahen wir doch vom Dach des Hotels aus neben dem Minarett einer Moschee auch die Tuerme einer christlichen Kathedrale und die Spitze eines Hindu-Tempels. Ebenso schweifte unser Blick zum Hafen mit den Faehr- und Handelsschiffen sowie den zahlreichen Dhaus, den traditionellen Fischerbooten mit dem Dreieckssegel – heute teilweise auch mit Aussenborder fuer Touristenaktivitaeten eingesetzt. Auffallend sind die Bauten der ehemaligen Machthaber in Sansibar, darunter das “Alte Fort” und das “Haus der Wunder” (Beit el-Ajaib), einem ehemaligen Sultanspalast, heute Nationalmuseum und Kulturzentrum.
Blick auf Hafenanlage und Meer
Frisch gestaerkt bezogen wir unsere Suite (bitte zu relativieren!) und warfen uns anschliessend in die afrikanische Geschaeftigkeit der engen Strassen und Gaesschen. Barbara markierte unsere Fuehrerin, was es uns etwas leichter machte, den dauernden Einladungen und Offerten der vielen Haendler und Strasenverkaeufer zu widerstehen: mit einem freundlichen “jambo” (grueezi) oder einem “ashante” (danke) kamen wir an verschiedenen kleinen Laeden mit Bildern, Schnitzereien, Textilien oder den Cafes und kleinen Imbiss-Stuben ungeschoren vorbei. Wir konnten uns kaum satt sehen an den vielen Menschen verschiedenster Herkunft und diversester Bekleidungen. Frauen tragen meist den traditionellen Kanga, eine Art Wickeljupe in kraeftigen Farben und ein Tuch vom selben Stoff um Kopf und Schultern.  Man sieht aber auch bis auf die Augen verschleierte Frauen mit langen schwarzen oder aber solche in modernen, eher europaeisch anmutenden Kleidern, wobei das Zeigen von Haut ganz eindeutig den “touristi” vorbehalten bleibt. Maenner tragen oft den ebenfalls traditionellen Kanzu, das lange helle arabische Gewand, und  auf dem Kopf eine Kofia, das gestickte Kaepi. Natuerlich kommen auch einfache Hosen und ein Hemd oder T-shirt vor, vor allem bei juengeren Leuten. Schulkinder zeigen sich vor allem barfuss und in ihren Schuluniformen (Maedchen natuerlich mit Kopftuch) auf der Strasse.

Unsere erfahrene Fuehrerin Barbara zeigte uns ein paar Orte in der Stadt, deren Kenntnis uns sicher bei einem weiteren Besuch gute Dienste leisten wird: wo man Geld wechseln kann, gut essen oder vouchers fuers Telefon kaufen, wo eine gute Apotheke zu finden ist oder der grosse Markt und die “Hauptstation” fuer die Dalla-Dallas, die Gemeinschaftstaxis oder Kleinbusse, die auch nach Nungwi verkehren.  Wir wissen nun auch (ungefaehr), wo wir das Buero der Ethiopian Airlines finden, mit welcher Fluggesellschaft wir im Dezember wieder zurueck in die Schweiz fliegen werden (Inshallah!) und dasjenige von Yusssuf, dem Hausanwalt von Maisha Zanzibar. Wir trafen ihn dann am Montagnachmittag in einem Restaurant beim Hafen und hatten eine laengere Unterredung mit ihm. Unsere “Lehrer-Arbeitserlaubnis” war leider noch nicht verfuegbar, und da wir unsere Paesse ungluecklicherweise nicht dabei hatten, muss sie Barbara am naechsten Wochenende nach Stone Town bringen.

Nach den alles in allem ziemlich ermuedenden Wanderungen durch die Stadt (natuerlich kauften wir uns noch einige Kleider und die ueberall angebotenen CD mit einheimischer Musik) machten uns die diversen Gerueche von Gewuerzen und die Kuechenduefte allmaehlich Lust auf’s Abendessen. Wir genehmigten uns als Auftakt einen Aperitif auf dem Dach des Hurumzi Hotels, wo wir eine Stimmung wie aus Tausend und einer Nacht antrafen und unseren suedafrikanischen Weisswein auf Bodenkissen sitzend  bei Taarab-Musik geniessen konnten. Die klagenden Geigentoene mit Trommel- und Lautenbegleitung trugen zur Atmosphaere ebenso bei wie die laue Nacht mit einer hellen Mondsichel und unzaehligen Sternen sowie die attraktive Saengerin mit der exotischen Gewandung und der einschmeichelnden Stimme…