Fuer einen Tag haben wir uns von Nungwi etwas weiter entfernt, um noch einige weitere Gegenden der Insel zu erkunden. Abra, der schwarze Taxichauffeuer, holte uns kurz nach 8 Uhr morgens mit seinem Minibus vor unserer Haustuere ab. Wieder einmal war die “Hauptstrasse” eine einzige Folge von tiefen Tuempeln, welche aber von Abra bravouroes gemeistert wurden, wie auch die dann folgende geteerte Strasse, auf der wir mit fast 100 km/h gen Sueden brausten. Ausser natuerlich dann, wenn wir eine der haeufigen Polizeisperren zu passieren hatten, was wir alle drei mit stoischer Ruhe ueber uns ergehen liessen...
Die Temperatur war angenehm warm und der Himmel leicht bedeckt, als wir nach knapp 1 ½ Stunden beim Jozani Forest, dem Nationalpark Sansibars, ankamen. Er liegt ungefaehr auf derselben Breite wie der Flughafen, aber auf der Ostseite der Insel an der Chwaka Bay. Wir entrichteten unseren Obolus zugunsten des Staates (Revolutionary Government of Zanzibar) und der Gemeinde (Pete Community) und erhielten dafuer handgeschriebene Quittungen sowie einen jungen Fuehrer, der ein sehr gut verstaendliches Englisch sprach. Er schlug uns angesichts der immer noch unsicheren Witterung vor, doch zuerst die wildlebenden Affen und erst spaeter die beiden anderen Sehenswuerdigkeiten zu besuchen.
So fanden wir dann nach kurzem Fussmarsch die (rost-) roten Sansibar-Stummelaffen (der red Colobus oder Procolobus kirkii ist nur auf Sansibar heimisch, hat aber verwandte Arten auf dem afrikanischen Festland) in einer Gruppe von ca 12 Individuen auf den indischen Mandelbaeumen fressend, ruhend und sich lausend. Warum die Tierchen Stummelaffen heissen, ist mir nicht ganz klar, da der Schwanz laenger als der uebrige Koerper von ca 50 cm ist – aber in einer Art Stummel endet. Sie liessen sich von uns ebenso wenig irritieren wie die einzelnen Exemplare von blauen Meerkatzen (Cercopithecus mitis), die sich im Geaest herumtrieben. Wir verhielten uns so ruhig wie moeglich, vor allem, um das kleine Baby nicht aufzuwecken, das mit herunterhaengenden Beinen auf einem Ast eingeschlafen war. Nachdem wir einige Fotos von den niedlichen Tierchen mit ihrer lustigen Frisur gemacht hatten, begaben wir uns zu Fuss zur naechsten Station.
Diese bestand aus einem wundervoll beruhigenden Spaziergang durch tropischen Urwald. Vom vorherigen Regen waren die Blaetter und Wege alle noch feucht, was einen sehr speziellen Geruch und eine unwirkliche Atmoshaere schaffte, die ohne grosse Konversation auskam. Mahagonibaeume, verschiedenste Palmen, Kletterpflanzen und Farne machten den Hauptbestandteil der Vegetation aus, in welcher sich ab und zu Voegel hoeren sowie Schmetterlinge und Schnecken sehen liessen. Die kuehle Ruhe wich einer heissen und trockenen Landschaft, als wir uns nachher per Auto in die Kuestengegend begaben, um die Mangrovensuempfe zu besuchen, die uns die Begegnung mit vielen Krabben bescherte.
Nachdem wir den Jozani National Park verlassen hatten, fuehrte uns Abra mit dem Taxi zu der nordwestlich gelegenen Gewuerz-Plantage "Iperikopi Spice Farm". An der Strasse warteten unter einem Palmblattdach einige ziemlich unterbeschaeftigt wirkende Maenner, und einer davon uebernahm es, uns durch das wilde Gruen zu fuehren – zuerst zu einer Kletterpflanze, die unschwer als Pfeffer zu identifizieren war. Natuerlich waren verschiedene Informationen zur Kultivierung und Herstellung der verschiedenen Pfeffer-Arten, die Ali G offenbar sehr gut in Englisch gelernt hatte, an den Mann bzw an die Frau zu bringen… Erstaunt waren wir ueber die Vielfalt der verschiedenen Pflanzen, die fuer mich etwas unorganisiert ueberall auf dem Gelaende herum angepflanzt waren: von Vanillepflanzen (ebenfalls kletternd) ueber den Jodbaum (angekratzt sondert er ein desinfizierendes Sekret ab, das auf der Haut verrieben anschliessend einen klebrigen Film bildet) zu Ananaspflanzen kamen wir zu Zimtbaeumen, Kardamom- und Nelkenstraeuchern, Muskatnuss- und Papayabaeumen, von welchen uns Ali eine Frucht aufschnitt und zum Essen offerierte. Und nachdem wir an den Ylang-ylang-Baeumen die Riesenhundertfuessler bestaunt hatten, hetzte er seinen Gehilfen (der sich bisher schoen brav im Hintergrund als Handlanger bewaehrt hatte) noch mit einem Sisalstrick um die baren Fuesse auf eine Kokospalme, die dieser die ganze Zeit singend bezwang!
Als Abschiedsgeschenk erhielten Bettina und ich je eine spezielle Kopfbedeckung und Accessoires, die der Gehilfe sorgfaeltig aus Palmblaettern geflochten hatte. Der ausgehaendigte Palmblattkorb diente dann zum Verstauen der (natuerlich!) zum Verkauf angeboteten Produkte der “spice farm”: Flaeschchen mit aromatischen Oelen, Seifen und eben auch Gewuerzen. Es ist zu vermelden, dass die Currymischung und die Kardamosamen zuhause in einem wundervollen Bohnen-Reis-Pilaw Verwendung fanden und uns beiden hervorragend geschmeckt haben.
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