Letztes Wochenende waren wir auf einem Ausflug in der Hauptstadt der Insel Sansibar. Dazu vorerst einige Klarstellungen ueber die geographischen Bezeichnungen hier: “Zanzibar” ist gebraeuchlich fuer die Inselgruppe bestehend aus unserer Insel Unguja, der Insel Pemba noerdlich davon sowie einigen kleineren dazu gehoerigen Inseln, welche dem tansanischen Festland vorgelagert sind. Die Stadt “Zanzibar” besteht aus dem historischen Stone Town und dem neueren Teil, welche durch die Creek Road voneinander getrennt sind (siehe Kartenmaterial!)
Aussicht von der Terrasse des Clove Hotels |
Gaeste auf der Terrasse, dahinter der Dachgarten des Hurumzi Hotels |
Unser Taxifahrer Abra erwartete uns um 3 Uhr Swahili-Zeit (9 Uhr morgens) vor dem Haus und brachte uns in einer weiteren halsbrecherischen Fahrt innert etwa einer Stunde eben nach Stone Town, wo wir im Clove Hotel eincheckten. Es wird von Lisette Aernaudts, einer ausgewanderten Hollaenderin, betrieben und gehoert zur besseren Mittelklasse. Angesichts der herrschenden Temperatur genehmigten wir uns zuerst einmal einen kuehlen Trunk auf der Dachterrasse des Hotels, von wo man einen wundervollen Blick auf die Altstadt hat. Sie ist eine Mischung von Gebaeuden verschiedenster Herkunft, was eben damit zu tun hat, dass sie als Hafenstadt seit Jahrhunderten Ziel von Schiffen aus dem ehemaligen Perserreich, den arabischen Scheichtuemern, von Indien und natuerlich vom afrikanischen Festland war, die hier ihre Ladung loeschten oder neue aufnahmen (darunter waehrend langer Jahre die Ware “Mensch”, war doch der Sklavenhandel ein bluehendes Geschaeft).
Immerhin ist in dieser Stadt offenbar das Zusammenleben verschiedenster Kulturen und Religionen problemlos moeglich, sahen wir doch vom Dach des Hotels aus neben dem Minarett einer Moschee auch die Tuerme einer christlichen Kathedrale und die Spitze eines Hindu-Tempels. Ebenso schweifte unser Blick zum Hafen mit den Faehr- und Handelsschiffen sowie den zahlreichen Dhaus, den traditionellen Fischerbooten mit dem Dreieckssegel – heute teilweise auch mit Aussenborder fuer Touristenaktivitaeten eingesetzt. Auffallend sind die Bauten der ehemaligen Machthaber in Sansibar, darunter das “Alte Fort” und das “Haus der Wunder” (Beit el-Ajaib), einem ehemaligen Sultanspalast, heute Nationalmuseum und Kulturzentrum.
Blick auf Hafenanlage und Meer |
Frisch gestaerkt bezogen wir unsere Suite (bitte zu relativieren!) und warfen uns anschliessend in die afrikanische Geschaeftigkeit der engen Strassen und Gaesschen. Barbara markierte unsere Fuehrerin, was es uns etwas leichter machte, den dauernden Einladungen und Offerten der vielen Haendler und Strasenverkaeufer zu widerstehen: mit einem freundlichen “jambo” (grueezi) oder einem “ashante” (danke) kamen wir an verschiedenen kleinen Laeden mit Bildern, Schnitzereien, Textilien oder den Cafes und kleinen Imbiss-Stuben ungeschoren vorbei. Wir konnten uns kaum satt sehen an den vielen Menschen verschiedenster Herkunft und diversester Bekleidungen. Frauen tragen meist den traditionellen Kanga, eine Art Wickeljupe in kraeftigen Farben und ein Tuch vom selben Stoff um Kopf und Schultern. Man sieht aber auch bis auf die Augen verschleierte Frauen mit langen schwarzen oder aber solche in modernen, eher europaeisch anmutenden Kleidern, wobei das Zeigen von Haut ganz eindeutig den “touristi” vorbehalten bleibt. Maenner tragen oft den ebenfalls traditionellen Kanzu, das lange helle arabische Gewand, und auf dem Kopf eine Kofia, das gestickte Kaepi. Natuerlich kommen auch einfache Hosen und ein Hemd oder T-shirt vor, vor allem bei juengeren Leuten. Schulkinder zeigen sich vor allem barfuss und in ihren Schuluniformen (Maedchen natuerlich mit Kopftuch) auf der Strasse.
Unsere erfahrene Fuehrerin Barbara zeigte uns ein paar Orte in der Stadt, deren Kenntnis uns sicher bei einem weiteren Besuch gute Dienste leisten wird: wo man Geld wechseln kann, gut essen oder vouchers fuers Telefon kaufen, wo eine gute Apotheke zu finden ist oder der grosse Markt und die “Hauptstation” fuer die Dalla-Dallas, die Gemeinschaftstaxis oder Kleinbusse, die auch nach Nungwi verkehren. Wir wissen nun auch (ungefaehr), wo wir das Buero der Ethiopian Airlines finden, mit welcher Fluggesellschaft wir im Dezember wieder zurueck in die Schweiz fliegen werden (Inshallah!) und dasjenige von Yusssuf, dem Hausanwalt von Maisha Zanzibar. Wir trafen ihn dann am Montagnachmittag in einem Restaurant beim Hafen und hatten eine laengere Unterredung mit ihm. Unsere “Lehrer-Arbeitserlaubnis” war leider noch nicht verfuegbar, und da wir unsere Paesse ungluecklicherweise nicht dabei hatten, muss sie Barbara am naechsten Wochenende nach Stone Town bringen.
Nach den alles in allem ziemlich ermuedenden Wanderungen durch die Stadt (natuerlich kauften wir uns noch einige Kleider und die ueberall angebotenen CD mit einheimischer Musik) machten uns die diversen Gerueche von Gewuerzen und die Kuechenduefte allmaehlich Lust auf’s Abendessen. Wir genehmigten uns als Auftakt einen Aperitif auf dem Dach des Hurumzi Hotels, wo wir eine Stimmung wie aus Tausend und einer Nacht antrafen und unseren suedafrikanischen Weisswein auf Bodenkissen sitzend bei Taarab-Musik geniessen konnten. Die klagenden Geigentoene mit Trommel- und Lautenbegleitung trugen zur Atmosphaere ebenso bei wie die laue Nacht mit einer hellen Mondsichel und unzaehligen Sternen sowie die attraktive Saengerin mit der exotischen Gewandung und der einschmeichelnden Stimme…
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