Der Strand von Nungwi mit den traditionellen Dhaus

Der Strand von Nungwi mit den traditionellen Dhaus
Der Strand von Nungwi mit den traditionellen Dhaus

Sonntag, 4. Dezember 2011

Gedanken zu “unserer” Schule



Stundenplan der 2. Sekundarklasse mi 6 Englisch-Lektionen
Nun haben wir doch noch fast zwei Monate an der Sekundarschule in Nungwi verbracht und dabei manchen Einblick in Zusammenhaenge und Fakten erhalten, von denen wir anfangs keine blasse Ahnung hatten. Die Schuelerinnen und Schueler sind groesstenteils freundlich und anstaendig, wenn auch das Mitmachen im Unterricht nicht gerade hoch im Kurs steht. Groesstes Hindernis ist klar die Fremdsprache Englisch, die fuer alle Faecher obligatorisch ist (ausser natuerlich bei Kiswaheli, Arabisch und Religion).
Kreis-Geometrie im Freien mit dem msungu-teacher

Die Sekundarschule hat 10 Klassenzimmer und ein sogenanntes Laboratorium mit einigen chemischen Stoffen, das letztere mit abschliesbaren Fenstern und Tueren. Die Haelfte der Schulzimmer ist mit Sitz- und Schreibgelegenheiten ausgeruestet, in den uebrigen wird dem Unterricht am Boden sitzend gefolgt. Die Standardausruestung saemtlicher Raeume besteht aus einer breiten Wandtafel, die vom vielen Kreidestaub schon reichlich aufgehellt ist, und jedem Lehrer werden vor Beginn der Lektion zwei schoene neuer weisse Kreiden ausgehaendigt. Eigentlich sieht das Tanzanische Erziehungsministerium Lehrbuecher fuer alle Schueler vor, aber meist teilen sich die Anwesenden in die vorhandenen 10 bis 12 Mathe- oder Biologie-Buecher – und das bei Klassengroessen von 24 (3. Sek, Wissenschafts-Klasse) bis 50 (1. Sek). Aehnlich sieht es bei den Exemplaren frueherer Promotionspruefungen aus: zur Vorbereitung der Kandidatinnen und Kandidaten stehen gerade einmal 1 oder 2 Beispiele zur Verfuegung – und das fuer die beispielsweise rund 100 Schueler der 2. Sekundarklassen…

Wenn Bettina und ich auf der Zementbank im Eingang zum Schulleiter-Buero im Schatten sitzen und beispielsweise Tests korrigieren, dann kommt es hin und wieder vor, dass ein einheimischer Fuehrer mit wohlmeinenden weissen Touristen, offensichtlich meist aus Europa, auftaucht. Diese oeffnen dann ihre Taschen und leeren Pakete mit Bleistiften, Kugelschreibern und Radiergummis, eventuell auch einen Fussball mit zugehoeriger Pumpe auf den Tisch - weil ihnen wahrscheinlich gesagt wurde, die armen Negerlein in Afrika haetten solche Dinge noetig. Lehrer oder Schulleiter nehmen diese Gegenstaende ohne viele Worte und einem resignierten Schulterzucken entgegen, und die Feriengaeste ziehen sich anschliessend wieder zurueck in ihre Hotel-Luxuszimmer oder die Bungalows an der Kueste…

Wie immer und ueberall ist solches “Schenken” auch hier sehr problematisch. Natuerlich sehen wir in Afrika Armut, schlechte Ernaehrung oder Hunger, eine ganz andere Lebenseinstellung und fremde Verhaltensweisen, die uns dazu verleiten, ganz spontan mit einfachen Gaben helfen zu wollen, damit die Menschen bessere (wie wir sie verstehen) Lebensverhaeltnisse realisieren koennen. Dafuer erwarten wir natuerlich auch die Dankbarkeit der Beschenkten und merken nicht, wie wir ihr Selbstwertgefuehl empfindlich verletzen. Meinte doch einer der Lehrer: ”Schreibzeug koennen wir selber fuer wenig Geld kaufen. Was wir brauchen, sind Buecher und Schulmoebel!” 
 
Schul- und Gemeindebilbliothek, neue Buecher...
Und da hat er wirklich recht, obwohl der Mangel an Buechern einen anderen Hintergrund hat als der Mangel an Schulinventar. Auf jeden Fall denken wir, dass vor dem Schenken ein echter Informationsaustausch mit den Beteiligten stattfinde muss, um eben herauszufinden, was wirklich benoetigt wird. Natuerlich wird alles angenommen, was hierher gebracht wird – aber meist verschwindet es in der Versenkung (wir fanden im zB Schulbuero eine Schachtel mit Infusionsbesteck) oder es wird versilbert, wenn es nicht einem echten Beduerfnis entspricht. Wir haben das Gefuehl, dass wir durch unseren Aufenthalt in der Schule ein gewisses Mass an Vertrauen haben etablieren koennen, welches anderen Freiwilligen nach uns den entsprechenden Dialog erleichtern sollte.

Mindestens eine direkte Erfolgsstory soll hier nicht verschwiegen werden. Und da meine ich nicht etwa das Ausmisten und Neueinrichten der Bibliothek, da diese offensichtlich ihr Dasein auch einem Gedanken von "ausserhalb" verdankt – oder Bettinas grossen Einsatz zur Formulierung eines Austauschprojekts mit einer Schule in Wales – oder unsere Aktion zum Einbinden der Schulbuecher. 

Reparaturbeduerftiges Mobiliar findet Hilfe...
...bei den fundi-Lehrern & -Schuelern
Nein, es ist das, was ganz einfach aus unserer Frage entstanden ist, ob die vielen ramponierten Schulbaenke in einem Abstellraum nicht repariert und wieder ge- brauchsfaehig gemacht wer- den koennten. Der Schulleiter meinte zwar, dass es dazu einen “fundi” (siehe Bedeutung in frueheren blogs) brauche, aber der etwas initiativere Lehrer, der fuer uns in der Zwischenzeit zu einem Freund geworden ist, liess es uns mit seiner Hilfe immmerhin versuchen: in der allerletzten Schulwoche (der Unterricht ist nun sowieso am Ausfransen) haben wir in vier Tagen in Gemeinschaftsarbeit und dem Einsatz der Werkzeuge von Malou & Barbara 12 schwere, massive hoelzerne Dreier-Schulbaenke (wir kennen sie noch aus unserer fruehesten Primarschulzeit) wieder hergestellt und eben so viele aus den Schulzimmern repariert! Vielleicht macht ja ein solcher, unmittelbar  sichtbarer Erfolg Schule in der Schule von Nungwi…    
Bettinas persoenlicher Erfolg ist sicher auch ihre Hilfe in Englisch fuer Konversation & Pruefungsvorbereitung  (und sogar Franzoesisch!)




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen