Plakate auf dem Platz zwischen Supermarket und Schule - eine ganz spezielle Kombination... |
Links bei dem Buero des Nungwi-Oberlehrers ist der Schriftzug SMZ nicht so gut zu sehen, dafuer unten auf der Tafel am neuen Schul- gebauede fuer die oberen Sekundarklassen
Das Raetsel loeste sich fuer uns, als Bettina in der letzten Schulwoch vom Schulleiter tat- saechlich zwei Buecher mit sogenannten Syllabi (Stoffplan) fuer Mathematik und Englisch in der Primarschule erhielt. Da stand naemlich in Grossbuchstaben “THE REVOLUTIONARY GOVERNMENT OF ZANZIBAR”, gekroent von einem Emblem mit Inseln und Meer, Palme und Akazie – und dem Schriftband “Serikali Mapinduzi ya Zanzibar”! Also eine revolutionaere Regierung? Zum Verstaendnis dieses Ausdrucks muss vielleicht ein wenig ausgeholt werden: Nachdem 1961 die Kolonialmacht Grossbritannien Tanganjika (Festlandteil Tansanias) und 1963 Sansibar (dem Archipel) die Unabhaengigkeit zugestand, wurde auf der Insel eine konstitutionelle Monarchie unter dem damaligen Sultan errichtet. Wenige Wochen danach, im Januar 1964, brach dagegen eine Revolution aus, waehrend welcher einige Tausend Sansibaris getoetet wurden. Dem damaligen ersten Praesident Tanganjikas, Julius Nyerere, gelang es, die revolutionaeren Kraefte zu beruhigen, indem er den Politikern Sansibars eine wichtige Rolle in der neu ausgerufenen Vereinigten Rebublik von Tansania einraeumte. Aber offenbar haben sich die Sansibaris auch danach ihren rebellischen Geist bewahrt, was an punktuellen Aufstaenden gegen die Zentralregierung in den folgenden Jahren abzulesen ist.
Wir selber haben den Eindruck, dass das “mainland” mehr oder weniger homogen von Bantus (und eingestreuten Massai-Staemmen) bewohnt wird, die vorgelagerten Inseln aber von einem Vielvoelkergemisch aus den Zeiten des bluehenden Gewuerz- und Sklaven- handels, in welchem als Religion der Islam vorherrscht. Ob das zu einem Sonderstatus von Sansibar beitraegt, ist mir nicht ganz klar, sicher aber hat die Inselwelt eine gewisse Auto- nomie, die offenbar eine vom Festland unterschiedliche Entwicklung zur Folge hat. Uns wurde mindestens gesagt, dass die Schulen (und die Strassen) auf dem Festland in besserem Zustand seien als auf der Insel, und Hoteliers in Nungwi bevorzugen jedenfalls nicht-einheimische Arbeitskraefte, da sie besser ausgebildet und zuverlaessiger seien. Immerhin ist in manchen Laeden, Bueros und staatlichen Institutionen neben dem Bild des aktuellen tansanischen Praesidenten Jakaya Mrisho Kikwete auch ein Konterfei des sansi- barischen Praesidenten Ali Mohamed Shein aufgehaengt (er stammt uebrigens von der Insel Pemba). Und eben: die Stoffplaene sind hier nicht tansanisch, sondern sansibarisch – der Foederalismus laesst gruessen!
Bettina mit ihren Francais-Zusatzschuelern |
(Es gibt hier keinen blog von unserer letztwoechigen Safari im Maasai Mara Park, da sie mit Sansibar und unserem Einsatz nichts zu tun hat. Die entsprechenden Bilder sind aber auf facebook zu sehen: https://www.facebook.com/media/set/?set=a.2641786456791.127804.1619468519&type=1).